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Verschuldete Flughäfen zu verkaufen

■ Flughafenholding BBF soll größtenteils an einen Investor verkauft werden. Übernahme der BBF-Schulden ist unklar

Als erste deutsche Flughafengesellschaft soll die Berlin Brandenburg Flughafenholding (BBF) zu großen Teilen oder gänzlich privatisiert werden. In einer internationalen Ausschreibung wird privaten Investoren der Kauf von mindestens 74,9 Prozent der BBF-Anteile angeboten, Ziel der BBF ist jedoch der 100prozentige Verkauf der Gesellschaft. Das haben gestern erwartungsgemäß Aufsichtsrat und die Gesellschafter der BBF (Berlin, Brandenburg und der Bund) beschlossen. Der Erwerber soll gleichzeitig den Ausbau des Flughafens Schönefeld zum internationalen Großflughafen und dessen Betrieb übernehmen. Die Kosten für den Ausbau von Schönefeld werden auf bis zu acht Milliarden Mark geschätzt. Bliebe Berlin Gesellschafter der BBF, müßte das Land möglicherweise bis zu 600 Millionen Mark dafür aufbringen. Der Flughafenneubau soll „möglichst ohne öffentlichen Finanzierungsbeitrag erfolgen“, lautet der Beschluß. Außerdem sei die öffentliche Hand „grundsätzlich bereit“, bestimmte Verpflichtungen wie zum Beispiel bei der Verkehrsanbindung von Schönefeld zu übernehmen. Damit folgte die BBF einem Konzept der Investitionsbank Barclays de Zoete Wedd zur Privatisierung der Flughäfen. Die Flughäfen Tempelhof und Tegel sollen laut Konsensbeschluß vom Sommer 96 geschlossen werden.

Das Verkaufsverfahren soll die Investmentbank Barclays übernehmen. Ähnlich wie beim Bewag- Verkauf sollen die Investoren in einem dreistufigen Verfahren ermittelt werden. Bisher haben die zwei privaten Industriekonsortien IVG/ AEG/Dresdner Bank und andererseits Siemens/Hochtief/ABB und die Frankfurter Flughafengesellschaft ihr Interesse bekundet. Bis zum 17. Novemnber können sich Interessenten melden, Ende diesen Jahres soll eine Vorauswahl stattfinden. Im Mai 1998 sollen von den Interessenten zwei bis drei Bewerber übrigbleiben, unter denen dann die Entscheidung fallen soll. Zum 1. Oktober 1998 soll der Vertrag geschlossen werden, der dem Investor eine 50jährige Konzession für Planung, Bau und Betrieb des Flughafen Schönefelds einräumt. „Wir liegen voll im Zeitplan“, betonte der BBF-Aufsichtsratsvorsitzende und Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU). Bis Ende 1999 sollen die Planungsunterlagen eingereicht sein, 2006/2007 soll der Großflughafen in Betrieb gehen.

Wer die Schulden der BBF, die sich mittlerweile auf knapp 750 Millionen Mark belaufen sollen, bei einem Verkauf übernimmt, ist weiterhin unklar. Die Entschuldung, so Diepgen, solle „zusammen mit der Privatisierung erörtert werden“ und sei „Teil der Diskussion mit möglichen Investoren“. Die Vermutung, daß die Schulden bei der öffentlichen Hand bleiben werden, wurde nicht kommentiert. Auch über den erwarteten Erlös für die zum Verkauf stehenden BBF-Anteile wollte Diepgen sich nicht äußern. Bernhard Pötter

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