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Unterm Strich

Über die „hysterische Intensität“, mit der in Großbritannien um Prinzessin Diana getrauert wird, mokieren sich jetzt in der neuesten Ausgabe des Time Magazine verschiedene Schriftsteller. „Sie ist schon unterwegs, um Elvis und Marilyn auf einer fliegenden Untertasse einzuholen“, meint der Autor Jan Morris, der insbesondere das Verhalten der sogenannten kleinen Leute nicht versteht. Sie stehen „sieben oder acht Stunden in einer Schlange, um sich in ein Kondolenzbuch einzutragen, das niemals jemand lesen wird“. Immerhin hofft Morris, daß sich die Trauerfeierlichkeiten als eine Art Seelenreinigung herausstellen, nach der die Menschen merken, daß die Monarchie „ihren alten Sinn vertrauter Autorität verloren hat“. Da scheint der gute Mann im Bemerken offenkundiger Sachverhalte gewaltig langsamer zu sein als die kleinen Leute.

Auch der britische Romanautor Martin Amis wartet nicht mit Geistesblitzen auf. Die „Diana-Saga“ sei, so sagt er, „auf fanatische Weise von unseren eigenen Projektionen und Wünschen durchsetzt“. Ach ja? Diana, so Amis weiter, werde sich, „mit keinem Talent ausgestattet“, als „Saboteur“ der Monarchie erweisen. Sie trug in das Königshaus eine „freimütige Modernität“ hinein, die zersetzend ist.

Dem Kult der Bilder will auch die Unesco entgegentreten. Sie verstärkt ihren Kampf gegen das Analphabetentum. Der Generaldirektor Federico Mayor Zaragoza appelliert an die Regierungen, die Bemühungen um eine lebenslange Bildung für die Erwachsenen zu verdoppeln. Zum internationalen Tag der Alphabetisierung, der gestern begangen wurde, betonte er, daß die Zahl derer, die nicht lesen und schreiben könnten, von etwa 45 Prozent vor 50 Jahren auf 23 Prozent zurückgegangen sei. 14 Länder in Afrika und fünf in Asien gab es 1995, in denen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schreiben konnten.

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