Unterm Strich

Wolf Biermann tritt heute abend im Berliner Zeughaus Unter den Linden auf. Der Titel seines Programms „Meine sogenannte Boheme in der so genannten DDR“ spielt auf die im gleichen Haus gezeigte Ausstellung des Deutschen Historischen Museums über „Boheme und Diktatur in der DDR“ an. Biermann bestritt, daß es in der DDR überhaupt so etwas wie eine richtige Boheme gab bzw. geben konnte. „Wie sollte man im Kleingarten des Politbüros der SED auf Boheme machen, wo jedes Radieschen numeriert an seinem Platz steht.“ So etwas sei kein günstiger Boden für das, was man in Frankreich 1830 zum erstenmal und wieder nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Existentialisten in Paris „Boheme“ genannt habe. „Nach meiner Ausbürgerung 1976 mag sich so was wie eine DDR-Boheme in Dresden und dann im Prenzlauer Berg entwickelt haben – halb echt, halb vom MfS alimentiert. Solche wie ich waren in den Zeiten der Bonzen-Diktatur jedenfalls keine Boheme.“