: Flüchtlinge abgeschreckt
■ Zustrom von Bosniern nach Hamburg läßt nach / Angst vor Umverteilung?
Der Zuzug bosnischer Kriegsflüchtlinge nach Hamburg hat drastisch abgenommen. Das berichtet die Welt am Sonntag. Kamen im November –94 noch monatlich rund 500 neue Flüchtlinge, so ist die Zahl jetzt auf unter 50 gesunken.
Das Blatt zitiert Ausländerbehördensprecher Norbert Smekal, der den Rückgang auf die Möglichkeit zurückführt, die Neuankömmlinge unverzüglich in andere Bundesländer weiterzuleiten. Smekal: „Die Gefahr, nicht in Hamburg bleiben zu können, ist offenbar abschreckend“.
Die Staatsräte der Innenbehörden hatten im Oktober beschlossen, daß die Hansestadt 700 neu ankommende Kriegsflüchtlinge nach Schleswig-Holstein und in die neuen Bundesländer umverteilen durfte. Kamen im September und Oktober noch 507 beziehungsweise 488 Kriegsflüchtlinge nach Hamburg, so sank die Zahl auf 41 im April.
Innenbehörden-Staatsrat Wolfgang Prill äußerte die Hoffnung, daß die Bundesratsinitiative des Senats zur Umverteilung minderjähriger Flüchtlinge die gleiche Wirkung hat. Während die rückläufigen Zuzüge „auch von Asylbewerbern“ laut Smekal in der Ausländerbehörde zu einer „spürbaren Entlastung“ geführt haben, ist in der Hamburger Sozialbehörde von Entspannung noch keine Rede. „Trotz der Verteilungsmöglichkeit mußten wir von Januar bis April 200 neue bosnische Kriegsflüchtlinge, die hier Verwandte haben, in Hamburg unterbringen“, sagt Behördensprecherin Christina Baumeister.
Insgesamt leben in der Hansestadt mehr als 12.000 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die Arbeiterwohlfahrt, die die Flüchtlinge zusammen mit der Caritas betreut, hatte erst kürzlich in einem Situationsbericht gemahnt, daß sich die Hansestadt auf einen langfristigen Aufenthalt dieser Menschen einstellen müsse. taz
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