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Weiterhin alltägliche Diskriminierung

■ Roma und Sinti gedenken heute ihrer 500 .000 Opfer der NS-Verfolgung Von Christoph Ruf

Heute vor 55 Jahren begann der Leidensweg des Volkes der Sinti und Roma, der für über eine halbe Million Menschen tödlich endete. Am 16. Mai 1940 wurden auf Anordnung des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, 2 800 „Zigeuner“ deportiert.

Zusammen mit 450 LeidensgenossInnen aus Schleswig-Holstein wurden die Hamburger Roma in den zu einem Sammellager umfunktionierten Fruchtschuppen 10 im Freihafen gebracht. Entgegen den Versprechungen der Nazis, sie würden nach Polen „umgesiedelt“, verschleppte man sie in Zügen der Reichsbahn zunächst ins KZ Belzec, bevor ein Großteil von ihnen in die Vernichtungslager gebracht wurde. Dort wurden die meisten deportierten Roma umgebracht.

Um an die Leiden des Volkes der Sinti und Roma zu erinnern, führen die Rom und Cinti Union in Hamburg und der Landesverband der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein mehrere Gedenkveranstaltungen durch.

In Kooperation mit dem Bildungswerk Anderes Lernen werden in Kiel, Lübeck und Neumünster Vormittagsveranstaltungen organisiert. Heute um 15 Uhr findet dann die zentrale Gedenkveranstaltung für Schleswig-Holstein auf dem Kieler Rathausplatz statt.

In Hamburg wird um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung vor dem Denkmal am Dokumentenhaus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme veranstaltet. Für die zweite Gedenkfeier um 20 Uhr im Klinkerwerk sind eine Ansprache zur Erinnerung an einen der wenigen Überlebenden, den kürzlich verstorbenen Rudolf Ernst, sowie eine Lesung der Roma-Schriftstellerin Ceija Stojka vorgesehen. Darüberhinaus organisiert der Runde Tisch Reinbek eine Informationsveranstaltung unter dem Motto „Roma – ein Volk ohne eigenes Land, diskriminiert und verfolgt bis heute“ (Rathaus Reinbek, 19.30 Uhr).

Über dem notwendigen Gedenken an die Nazi-Verbrechen dürfe indes „die alltägliche Diskriminierung der Gegenwart“ nicht vergessen werden, so der Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, Matthäus Weiss zur taz. Auch Yaron Matras von der Hamburger Rom und Cinti Union weiß von zahlreichen Fällen staatlicher und polizeilicher Repression gegenüber Angehörigen seines Volkes zu berichten. So sei in Deutschland „die Anerkennungsquote von Roma als politisch Verfolgte trotz der von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen dokumentierten Pogrome in Rumänien oder dem ehemaligen Jugoslawien gleich null“. Auch sei es in der Vergangenheit „immer wieder zu systematischen Übergriffen durch die Polizei“ gekommen. Seine Warnungen – „schon vor Bekanntwerden des Hamburger Polizeiskandals“ – hätten jedoch niemanden wirklich interessiert.

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