■ Mit Zellstoffherstellung auf du und du: Neue Werke im Osten
Berlin (taz) – Zellstoff ist ein chemisch erzeugter Grundstoff von Papier und anderen Produkten. In Westdeutschland wird nur das als ökologischer geltende Sulfitzellstoffverfahren genutzt. Der begehrte, weil etwas festere Sulfatzellstoff wird aus Skandinavien, Kanada und den USA importiert.
Rohstoff ist in beiden Fällen Holz. Technische Neuerungen veränderten in den letzten Jahren die Herstellung von Sulfatzellstoff. Der Wasserverbrauch konnte gesenkt werden, auch Geruchsimmissionen wurden eingeschränkt. Die mit verheerenden Umweltschäden verbundene Chlorbleiche wurde durch andere Verfahren ersetzt. Heute läßt sich weißes Papier ohne Chlor erreichen, die neuen Verfahren erlauben sogar geschlossene Wasserkreisläufe.
Leere Industrieareale in der Nähe von Wäldern und Flüssen machen Ostdeutschland als Standort für Zellstoffwerke heute interessant. Drei neue Werke sind im Gespräch, alle sollen mit Sulfattechnik arbeiten. In Arneburg, nahe Stendal, soll bereits Ende 1997 der Grundstein für das „größte Zellstoffwerk der Welt“ gelegt werden. 1.000 Arbeitsplätze erhofft sich die Landesregierung von Sachsen-Anhalt und schießt 306 Millionen Mark Subventionen zu. Ebenfalls in Gigantismus übt sich die Harpen AG in Zeitz. Schließlich wünschen sich die Stadtväter der Elbestadt Wittenberge eine neue Anlage. Hier wurde eine völlig veraltete Zellstoffdreckschleuder nach der Wende geschlossen.
„Ein neues Zellstoffwerk muß eine Größenordnung von 500.000 Tonnen haben, um wettbewerbsfähig zu sein“, schätzt Dr. Klaus Kiebat vom Verband Deutscher Papierfabriken. Diese Größenordnung erreicht die alte Zellstoffabrik Rosenthal in Thüringen nicht. Trotzdem soll dort das Werk 1998 auf die Produktion von modernem Sulfatzellstoff umgerüstet werden. Robin Alexander
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