: Unterm Strich
Victor Klemperers Leben ist Gegenstand einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Dresden. Die zweitägige Konferenz unter dem Titel „Leben in zwei Diktaturen – Victor Klemperers Leben in der NS-Zeit und in der DDR“ beginnt am Freitag. Nicht zuletzt soll sich die Tagung der erstaunlichen Resonanz widmen, die Klemperers Tagebücher fanden. Außerdem im Angebot: „Klemperer und seine Kulturvorstellung von Deutschland“, „die jüdische Alltagsexistenz 1933–1941“ und „Klemperer in der DDR“. Die Referenten sind Politik- und Literaturwissenschaftler, Journalisten und Vertreter der Jüdischen Gemeinde. Wer nicht kann oder nicht mag, kann sich demnächst im Fernsehen eine mehrteilige Serie dazu ansehen oder reinziehen.
Martin Walser, der so etwas ab und an mal darf, hat Politikern aller Parteien eine formelhafte Sprache vorgeworfen. Die Politiker redeten am Volk vorbei, meinte Walser am Dienstag abend als Gast einer Klausurtagung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im baden- württembergischen Landtag in Uhldingen am Bodensee. Die Grünen hatten ihn zu ihrer Sitzung eingeladen, um die nach ihrer Ansicht vorherrschende Sprachlosigkeit zwischen Politikern und Intellektuellen aufzubrechen. Und wenn „aufgebrochen“ wird, fliegen Hobel. Walser kritisierte, wenn sich Politiker für Schriftsteller interessierten, dann gehe es meist nur um eine Pseudomitwirkung (statt ihnen den Laden einfach jetzt mal in die Hand zu drücken). Abgeordnete hielten ihm entgegen, die Intellektuellen hätten sich aus der Politik verabschiedet.
1972 hätten die Schriftsteller den Wahlsieg Willy Brandts mit herbeigeschrieben. „Heute hört man von diesen Leuten nichts – außer zu diesem Scheißdreck der Rechtschreibreform“, kritisierte der Landtagsabgeordnete Dieter Salomon.
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