: Es ist fünf vor Nixon
■ betr.: „68er – raus aus den Pantof feln“ (Wagner), taz vom 12.9. 97; „Die sind rationaler, als wir wa ren“ (Cohn-Bendit), taz vom 13./14.9. 97
Ich bin keine 68erIn – was immer das auch sein mag. Trotzdem ärgert mich diese merkwürdige Kategorisierung der sogenannten 68er – und nicht zum ersten Mal. Es werden die schon 1968 und erst recht heute bei den damaligen Aktiven vorhandenen politischen Unterschiede nicht wahrgenommen oder bewußt unterschlagen. Es ist eine Pauschalierung, die entpolitisiert, daß nicht mehr inhaltliche Positionen diskutiert, sondern Mythen plakativ aufs Anklageschild gehoben werden wie die scheinbare Konfrontation innerhalb der Grünen zwischen Rechts und Links. Wenn es denn eine solche inhaltiche Konfrontation überhaupt gäbe! Was sollte denn Politik sein, wenn nicht die Auseinandersetzung über verschiedene Positionen! Nur so könnte wieder deutlich gemacht werden, warum bestimmte Gruppen, Personen etc. bestimmte Positionen einnehmen, gäbe es politische Wahlmöglichkeiten. Statt dessen soll eine inhaltliche Auseinandersetzung auch bei den Grünen verkrustete Strukturen bedeuten (als wenn nicht genau das Gegenteil der Fall wäre), innovativ dagegen soll die verschwommene Forderung „an alle Mitglieder“ sein, „sich der veränderten Wirklichkeit zu stellen“.
Was sind die Eckpunkte dieser veränderten Wirklichkeit? Die am Anfang richtig festgestellte stetig ansteigende Arbeitslosigkeit, der sinkende Anteil der Löhne am Gesamteinkommen, die steuerliche Entlastung der Spitzenverdiener (wobei interessanterweise Entlastungen der steigenden Unternehmensgewinne nicht erwähnt werden), das angeblich wieder zum Ideal erhobene Bild der treusorgenden Hausfrau (wenn es denn so einfach wäre)? Und was wird dem von den „jungen Grünen“ entgegengehalten?
Die Entwicklung eines neuen Arbeitsbegriffs – schon im grünen Programm enthalten. Doch wieso bedeutet das nach Wagner den Abschied von der „Beschwörung der Vollbeschäftigung“? Wie soll sich das einzelne Individuum, das die gesellschaftlich wertvollen Tätigkeiten ausübt, finanzieren? Woher bekäme der Staat das Geld dazu? Wieso taucht keine Forderung nach rigoroser Arbeitszeitverkürzung auf – zum Beispiel 20 bis 25 Stunden mit zumindest nach Gehaltsstufen differenziertem Lohnausgleich? Weil dadurch die sogenannten „Lohnnebenkosten“, die nach Wagner jetzt schon die höchsten dieser Republik sein sollen, die Wirtschaft gefährdeten, oder weil dies ein veraltetes Konzept ist?
Wieso ist statt dessen klar, daß angenommene Teilzeitarbeit und Phasen der Arbeitslosigkeit als Bestandteil der zukünftigen Erwerbsbiographien die Selbständigkeit junger Leute notwendig machen, dies kreativ und risikobereit sein soll, was die Politik zu unterstützen habe? Welche jungen Leute meint Wagner damit? Die zehn Prozent (im Osten) und sieben Prozent (im Westen) HochschulabsolventInnen, die mit Fachhochschul-, Fachschul- und Meisterqualifikation (19/12 Prozent)? Oder die unter Lehre, Berufsfachschule, Anlernberufe zusammengefaßten 57 Prozent und 53 Prozent? Was ist mit den Ungelernten (14/28 Prozent)? Und was sollen sie selbständig machen? Die Fach-HochschulabsolventInnen noch mehr Unternehmensberatungen, Computerdienste, Produktdesign, Persönlichkeitstraining, Bioläden? Ergänzend könnten die MeisterInnen handwerkliche Dienstleistungsbetriebe aufmachen, der Rest betreibt Pizza- und Putzdienste. Wenn das nicht die den 68ern vorgeworfene Mittelklasseorientierung übertrifft!
Wieso eine prognostizierte Angleichung der Lebensläufe von Frauen und Männern durch eine globalisierte Arbeitswelt die Chance bieten soll, alte Rollenklischees endgültig zu überwinden, bleibt schleierhaft. Eine Angleichung an – männliche – Lebensläufe hat schon stattgefunden – bis zur Verwirklichung des Kinderwunsches: dann haben wir wieder (teilzeitarbeitende) Mütter und Ernährer. Ungleiche geschlechtsspezifische Bezahlungen, deren Folgen (und deren Verstärkung durch die Globalisierung, was sich in außereuropäischen Ländern schon heute zeigt) etc. sind wahrscheinlich Marginalien.
Die noch aufgeführte moderne Bildungspolitik mit lebenslangem Lernen – siehe Grünen-Programm.
Was bleibt? Die „Konzepte von damals“ (wann damals?) sollten nach Wagner wohl am liebsten undiskutiert, unüberprüft in den Mülleimer wandern. Dies ist in der politisch-parlamentarischen Realität der Grünen (zum Beispiel in NRW) sowieso schon so. Es könnte eine Chance geben, das Parteiprogramm hinsichtlich politischer Konzepte (ob in Opposition oder Regierung, wäre erst einmal uninteressant) neu abzuklopfen und zu diskutieren. Damit wäre zumindest die Chance einer Politisierung des Wahlkampfes gegeben. Doch zu erwarten ist dies leider nicht. Monika Domke, Köln
Wenn der Genosse (Wagner), der er nicht sein will, Leute findet, die seine Vorstellungen tragen: o.k. Ich gehöre nicht zu ihnen, kann es verkraften, wenn sie sich durchsetzen, bin ohnehin am Gehen. Er versucht Freunde zu machen, indem er auf den 68ern herumhackt. Tatsächlich: ein paar von uns wurden wirklich politisch: die Gesellschaft, die er so braucht, hatte ein neues Kolonialprojekt, und es war eine Frage der Zeit, daß die Politik ihren Instinkten die passenden Gesetze besorgte. Wir wollten einen anderen Menschen als den Maulhalter, der den autoritären Arschlöchern der Wohlstandsbesoffenheit hineinkroch. Meine Leute, die sich diese Bezeichnung auch von mir nicht gefallen lassen: sie gehören noch- oder wieder-allein sich selbst, gingen für etwas auf die Straße, das später auch Grüne, Frauenbewegung, Bündnis 90, Selbsthilfegruppen und neue Therapie wollten: Autonomie, volle Mitbestimmung der Person. Deshalb ertragen wir die Krawatte nicht der mimikrierten Verräter, die nicht mehr Luxus spielen wie unsere Paradiesvögel, sondern Macht mitmachen, deshalb verstummten wir bei den Monologen der Vertreter und wählten sie weit weg nach oben (ein Dutschke kommt um vor Sensibilität, nicht voran), deshalb begreife ich nicht, was junge Spießer aus der Technoverwaltung der Image-Politik von uns wollen, es sei denn wieder einmal die Benutzung als Funktionäre eines verjüngten Managements.
Wo sind die 68er? Mitten in der Erziehungsmühle, in der Depression von Arbeit oder Arbeitslosigkeit, in der von Rausch, Organisation, Parteien und Konsum, verloren in den Fernen der Welt und der Konzerne. Ein paar bei den Grünen/Bündnis 90, meistens passiv. Unterscheidbar durch nichts als durch lästiges, chaotisches Freiheitsgetue und hysterische Sensibilität. Ihnen möchte ich zurufen, gut aufzupassen: es ist fünf vor Nixon. Euch war die Freiheit und die Solidarität etwas, davon zu reden, singen, träumen. Daß man Eure Träume abwischt, um ein paar übriggebliebene Politiker zu jucken, ist nicht bloß ein blöder Einfall: Es geht um einen Ruck in der Gesellschaft. Die alte Lust nach Beherrschung von Realität, die schon immer ohne jedes Problem in der Ohnmacht der einzelnen zu ihrem ganz eigenen Orgasmus gekommen ist. Klaus Wachowski, Alzey
Für taz-LeserInnen muß das doch seltsam anmuten. Ein junger Fraktionsmitarbeiter der hessischen Grünen, Mathias Wagner, und sein Pendant, Daniel Cohn- Bendit, füllen zwei Tage lang die Meinungsseite der taz und loben sich von Alt nach Jung über den grünen Klee. Die beiden Beiträge sind bestenfalls unkritisch, schlimmstenfalls heuchlersich. Denn anstatt Gegenöffentlichkeit zu schaffen, verschweigt die taz ihren werten LeserInnen einfach den entscheidenden politischen Zündstoff: Laut Papier „Staart 21“ müsse – Zitat – den „selbsternannten Robin Hoods“, die „bei Besserverdienenden abgreifen wollen“, endlich eine Absage erteilt werden. Oder diejenigen jungen Frauen, die endlich nicht mehr den Feminismus „wie eine Monstranz vor sich hertragen“ und wie „selbstverständlich“ Rechte in Anspruch nähmen, müssen als Ergebnis von „30 Jahren Frauenbewegung“ herhalten. Und die 68er-Bewegung schrumpft auf eine Ein- Punkt-Bewegung, die das Monopol der Ehe durch die „Vielfalt der Lebensformen“ ersetzt habe. So viel reaktionäre Geschichtsklitterung sichert den aalglatten Sprücheklopfern die Zukunft: Cohn- Bendit will, daß die Staart 21-Unterzeichner eine „ganz wichtige Rolle“ bei der endgültigen Formulierung des Reformprojekts für 1998 und bei der Begleitung unserer Politik spielen.
[...] Man sollte sich nicht durch blinde Solidarität das Denken verbieten lassen. Bei fast fünf Millionen Arbeitslosen klingt es nur noch zynisch, daß es nicht mehr um die „Beschwörung der Ideologie der Vollbeschäftigung“ (Wagner) gehen dürfe. Aber auch dieser Zynismus ist eine Form von Politik. Cohn-Bendits Lob gilt einer staats- und autoritätsfixierten Haltung, die bei den vielen jungen Schäubles und Westerwelles der 90er typisch ist. „Neue liberale Individuumspositionen“ würden „schnell als neoliberal denunziert“, so die schwache Analyse des Mittfünfzigers Cohn-Bendit, denn die Jungen seien eben „viel rationaler als wir damals“. Will Cohn-Bendit es heute etwa als mangelnde Rationalität verstanden wissen, daß im Mai 1968 eine Million Menschen den Rücktritt de Gaulles forderten? [...] Jörg Prante, Bonn
Ui, ui, ui! Jetzt bin ich aber wirklich über das argumentative Potential dieser jungen Grünen vom Schlage eines Mathias Wagner schwer beeindruckt. Mit welcher Eleganz er da die Filzlatschen mit den modernen Plateau-Sohlen austauscht, um eine Luftnummer von sich zu geben, läßt für ihn eine große Parteikarriere erwarten.
Da teilt er uns also schonungslos mit, daß Kohl schlecht ist. Schlimm, daß das bisher noch niemand gemerkt hat. Dann sind da die 68er, die mit ihren Filzpantoffeln nicht auf neuen Wegen gehen wollen. Wieso, weshalb, warum, ist nicht nötig mitzuteilen. Statt dessen ein paar Beck'sche Risiko- und Innovationsphrasen, die ähnlich neu und zwingend sind wie die Feststellung, daß es nachts kälter ist als draußen.
Es fehlt eigentlich nur noch die Warnung vor „Denkverboten“, aber diese Litanei hat er sich wahrscheinlich aufgehoben, um damit etwaigen Kritikern entgegenzutreten. Dabei kann doch nicht verboten werden, was gar nicht stattgefunden hat. Bert Rothermel,
Hünfelden-Nauheim
Da geht ja einiges durcheinander, geehrter gebürtiger 74er, jetzt 97er.
„Neuer Generationenvertrag“ als „Start in den Staat des 21. Jahrhunderts“. Ist die Europa-Diskussion an Dir vorbeigegangen? Wollen wir jetzt einen neuen Nationalstaat im vereinten Europa? Und wieso kommt den 68ern dabei „eine Schlüsselfunktion zu“? Die sitzen entweder im Trakt oder haben sich häuslich eingerichtet, viele gibt es nicht mehr, einige machen weiter Politik. [...]
Und dann Deine Aussage: „Die 68er haben das Potential, Helmut Kohl endlich abzulösen.“ Da mußt Du aber eine neue Partei gründen. Die 68er, 68 Grüne oder so.
Du ortest weiter, daß es an B'90/ Die Grünen liegt, „den Staat fit für den Start ins 21. Jahrhundert zu machen“. Du sprichst die Sprache der Altparteien, der Banken etc. Also, lieber 97er – weg vom Schreibtisch und raus aus den Pantoffeln! Frank Brede, Dortmund
[...] Für Wagner ist also der Umweltschutz der große Erfolg der Grünen. Einverstanden, aber dieser Erfolg allein reicht nicht, um den überfälligen Regierungswechsel herbeizuführen. [...] Umweltschutz als Ziel der Grünen ist hinreichend bekannt, danach kommen noch die „Reizthemen“ Multikulti, Legalisierung weicher Drogen und bei KirchenmitarbeiterInnen noch die Kündigung aller Konkordate und Kirchenverträge als Ziel grüner Politik, was für die Trennung von Kirche und Staat zwar konsequent wäre, aber die Arbeitsplätze der „kleinen“ KirchenmitarbeiterInnen (nicht der Bischöfe; gespart wird auch in der Kirche zuerst bei den Schwächsten) in Gefahr brächte. Daß die Grünen ein durchgerechnetes und selbst von CDU-Kreisen beachtetes Steuerreformkonzept haben, außerdem ein Reformkonzept fürs Bafög, das sich Bundesausbildungsförderungsfonds (kurz BAFF) nennt, welches eine elternunabhängige Förderung der StudentInnen ermöglichen soll, daß sie ein Reformmodell für die gesetzliche Rentenversicherung haben und für mehr echte Teilzeitarbeit (keine 610 DM-Jobs!) und Bürgerrechte eintreten, ist vielen gar nicht bekannt, wird aber auch von den Grünen zu wenig publik gemacht und von den meisten Medien erst recht nicht.
Einen Regierungswechsel wird man aber nur erreichen, wenn diese Ziele bekannt gemacht werden und jetzt schon damit begonnen wird, einen Stimmungswandel in der Bevölkerung, der sich dann in Wählerstimmen niederschlägt, herbeizuführen. [...] Der Wahlkampf ist eröffnet. Reformen kommen vor der nächsten Wahl nicht mehr, im Bundestag ist ein Jahr vor der Wahl überwiegend Polemik und keine Sachpolitik an der Tagesordnung.
[...] Da die SPD wenig zum Stimmungswandel beitragen wird (sie blockiert noch ein bißchen und führt Waigel oder Kohl vor; Zweifel, ob letzteres ihr nützt, sind erlaubt), müssen die Grünen diese Aufgabe übernehmen. Sonst liegen sie in der Umfrage wieder bei zehn Prozent, erhalten aber am Wahlsonntag nur 7,3 Proeznt (wie 94), die SPD kommt „last minute“ noch ins Abseits (wie immer), und an der Regierung bleibt (ebenfalls wie immer) Kohl. Das heißt dann vier weitere Jahre „Weiter so!“ statt fit fürs 21. Jahrhundert. Im Falle des Regierungswechsels, der bis jetzt mehr aus Frust gewünscht als wirklich gewollt wird, bleibt den 68ern am Wahlsonntag bestimmt noch Zeit für die große Jubelfeier „30 Jahre 68er“ mit ein paar Anekdötchen. Aber bis dahin gibt's für Rot-Grün noch gar nix zu feiern. Ingo Kindgen, Bergheim
Der Artikel von Mathias Wagner trifft einen wesentlichen Mangel der derzeitigen Selbstdarstellung und Politik der Grünen. Als verspäteter 68er, der von jenseits des Eisernen Vorhangs und noch dazu aus dem dortigen Establishment kommt, aber durchaus mit dem Geist der 68er sympathisiert, ist mir die Rückwärtsgewandtheit der derzeitigen grünen (und roten) Politik der Hauptgrund, mich bisher nicht selbst eingebracht zu haben. Ich hoffe stark, daß (spätestens zur Wahl 2002) der im Artikel ausgesprochene Geist politisches Selbstverständnis in Deutschland ist, wie es uns in den USA und Großbritannien ähnlich bereits vorexerziert wird. Nach dem Marsch durch die Institutionen ist es höchste Zeit, daß die inzwischen etablierten 68er die ihnen gebotenen Chancen nutzen, das Establishment nicht nur vorzuführen, sondern für ihre Ziele politisch zu motivieren und zu gewinnen! Jörg König, Berlin
Haben unsere grünen Jugendvertreter, besonders in NRW, Andreas Gebhard und Christian Simmert (Lajuks) immer noch nicht bemerkt, daß Jugend 2000 nicht mehr Ideologien von gestern hören will, sondern pragmatische Reformpolitik fordert? Anstatt durch Aktionen als soziales Gewissen der bestehenden Parteien Jugend für grüne Politik zu mobilisieren, wird immer noch an der Weltrevolution gearbeitet? Dies bemerkt frau/mann auch an der Zusammenstellung der Lojuks NRW. Dort tummeln sich zumeist Jungdemokraten und junge Linke und bemerken vor lauter Marx und Engels nicht, daß wir im Zeitalter der Vernunft leben (Eigentum verpflichtet). [...]
Zur Basisdemokratie gehört auch so wenig staatliche Einflußnahme wie möglich. Umweltpolitik bedeutet nicht nur Naturschutz. Zur Umwelt gehören auch wir Menschen, und wir sind voneinander abhängig. Vollbeschäftigung einzufordern ist bei offiziell 4,5 Millionen Arbeitslosen (Dunkelziffer acht Millionen) absolute Utopie.
Unser soziales Gewissen muß uns dazu bewegen, Arbeitslosigkeit unter den Vollbeschäftigten, besonders den Besserverdienenden zu verteilen. Das in den Niederlanden eine erhöhte Teilzeitbeschäftigung die Arbeitslosigkeitsrate fast halbierte, ist die Tatsache einer realen Reform und Vernunftpolitik. [...]
Neue, umsetzungsfähige Ideen braucht das Land, jedoch keine Sozialismus- oder Kapitalismustheorien sowie in die Leere verlaufende unendliche Resolutionen. Heino Stegmann, Mitglied B'90/
Grüne, Düsseldorf
Was haben Mathias Wagner, die Grünen und die „alten 68er“ gemeinsam? Sie stehen auf dem Grund einer patriarchalen politischen Partei! Neulinksgrüne Selbstbespiegelung war schon immer das Höchste, was innerhalb des Existenzhorizontes von Hochschulbesuchern möglich zu sein scheint. Eine Gruppe junger Grüner ist da nicht ausgenommen; im Gegenteil, wer innerhalb des bestehenden Parteiensystems politisch denkt, kann die frauenunterdrückenden Gleise nicht verlassen, will er gehört oder gar verstanden werden.
[...] Das Ergebnis lautet so: „... Hausarbeit, Kindererziehung und soziales Engagement sind gesellschaftlich genauso wertvoll wie Erwerbsarbeit.“ Soll das heißen, wir achten Frauenarbeit noch mehr als früher, noch mehr als die sogenannten Konservativen und halten Hausfrauen, Mütter und Krankenschwestern noch mehr in Ehren, dafür geben wir ihnen aber immer noch keinen Lohn für Menschenproduktionsarbeit? Der Erwerb von Menschen ist und bleibt weiterhin ein unbezahlter Nebenjob für Frauen. Davon gingen die 68er stillschweigend aus; die jungen Grünen gehen laut verkündend davon aus. Fazit: Es gibt keine richtige junge grüne Politik im falschen Patriarchat! Thomas Dauskardt,
Bönningstedt
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