■ Das Portrait
: Der Finanzier radikaler Siedler

Sanft und gefährlich: Irving Moskowitz Foto: Reuters

Er ist ein schmächtiger, alter Mann von kleiner Statur. Seine Stimme klingt weich, manchmal brüchig. Er formuliert geschliffen und diplomatisch. Doch seine Erscheinung trügt. Der 70jährige Multimillionär Irving Moskowitz aus Florida ist ein Fanatiker. Nach der Besetzung zweier Häuser in Ras al- Amud im arabischen Ost-Jerusalem tanzte er im Kreise der Siedler vor laufender Kamera und brachte eine „Mesusa“, ein religiöses Symbol, an der Tür der besetzten Häuser an. Seit Jahren finanziert er radikale Siedlergruppen und gibt Millionen für Landkäufe in Ost-Jerusalem, im Westjordanland, im Gazastreifen und auf den Golan-Höhen aus. Mit dem Kauf der Häuser in Ras al- Amud hat er jetzt eine Bombe gelegt, die den ohnehin brüchigen Nahost-Friedensprozeß gänzlich zu ruinieren droht.

Während ein Sprecher der Siedler schlicht erklärte, daß Moskowitz „gut für die Juden“ sei, glauben viele Israelis, daß er ein gefährliches Spiel auf ihre Kosten treibt. Schon an den blutigen Auseinandersetzungen um den Hasmonäer-Tunnel in der Jerusalemer Altstadt vor knapp einem Jahr war Moskowitz nicht unbeteiligt. Er finanzierte die Öffnung des Tunnels. 60 Palästinenser und 17 israelische Soldaten kamen bei den Unruhen ums Leben. Ein ähnliches Szenario ist jetzt nicht auszuschließen. Und Moskowitz hat nicht nur die beiden Häuser in Ras al- Amud gekauft, sondern auch ein größeres Stück Land, auf dem er 70 Wohnungen für jüdische Siedler bauen lassen will. Dieses Projekt ist nach einem Einspruch der Regierung nur vorläufig zurückgestellt. Der Vorsitzende der linksliberalen Meretz-Partei, Yossi Sarid, warf Moskowitz vor, mit dem Leben von Israelis und Palästinensern zu spielen, während er sich selbst in seine Luxuswohnung in Florida zurückziehen könne. Moskowitz, ein ehemaliger Arzt, hat seine Millionen mit dem Betrieb von Spielhallen in Kalifornien gemacht und diese dann in lukrative Maklergeschäfte in den USA gesteckt.

Gerade wegen seiner Finanzkraft ist Moskowitz jedoch zum respektierten Unterhändler mit der israelischen Regierung geworden. Ministerpräsident Netanjahu wird Sympathie für ihn nachgesagt, auch das politische Timing der Siedlungsaktion ihm nicht in den Kram paßt. Und Moskowitz weiß, daß Netanjahu sich eine gewaltsame Räumung der Häuser aus Koalitionsgründen nicht leisten kann. Georg Baltissen