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Jammernde Scientology

■ John Travolta beschwert sich vor dem US-Kongreß über die bösen Deutschen

Washington (taz) – Selten war soviel Glamour im ehrwürdigen Senatsgebäude: Kameras drängeln sich um den Zeugentisch, kichernde Teenie-Mädchen sind nur mit Mühe davon abzuhalten, John Travolta während seiner Aussage um ein Autogramm zu bitten. Senator Alfonse D'Amato hatte für Donnerstag vormittag eine Anhörung des Ausschusses zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa einberufen, Thema war die religiöse Intoleranz in Europa. Die Wächterrolle der Vereinigten Staaten sei gefragt, da in Europa immer häufiger gegen das Menschenrechtsabkommen von Helsinki verstoßen würde.

Experten aus verschiedenen Teilen Europas sprachen über die Gefährdung der Religionsfreiheit in Rußland, den neu aufblühenden Antisemitismus im Osten, die Glaubenskonflikte in Bosnien- Herzegowina. Und dann, ohne Zäsur, der nächste Tagesordnungspunkt: die Intoleranz der deutschen Regierung gegenüber Scientology und ihren Anhängern. Zeugen sind die illustren Scientologen John Travolta, Chick Corea und Isaac Hayes. Es ging um persönliche Erlebnisse der Diskriminierung, vor allem aber um die Repressalien der deutschen Regierung gegenüber der religiösen Minderheit deutscher Scientology- Anhänger. Diese würden aus Parteien ausgeschlossen, beruflich benachteiligt und bespitzelt.

John Travolta schien nervös, verlas sich häufig im vorbereiteten Manuskript. Er sprach über den Boykott seines Filmes „Phenomenon“ in der Bundesrepublik, über die Broschüre der Jungen Union „InSekten Nein Danke!“, in der die Exterminierung dieser Ungeziefer empfohlen werde – die anwesenden Senatoren und Kongreßabgeordneten zeigten sich schockiert. Er wolle, sagte Senator D'Amato nach der Anhörung, das deutsche Vorgehen gegen Scientology im November vor die Helsinki-Kommission der OSZE bringen. Andrzej Pyrka

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