: Unterm Strich
Jetzt ist es raus: Dem Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Amnon Barzel, ist eine fristlose Kündigung zugegangen. Barzel hat das Schreiben vom Generaldirektor des Stadtmuseums Berlin, Rainer Güntzer, am Samstag erhalten, teilte der Prozeßbevollmächtigte Barzels, Rechtsanwalt Wolfgang Lüder, gestern mit. Lüder ist auch Vorsitzender der Gesellschaft für ein Jüdisches Museum in Berlin.
Die Kündigung werde auf Äußerungen Barzels auf der Jahrestagung der Internationalen Kunstkritikergesellschaft (AICA) am 20. und 21. September in Derry, Nordirland, gestützt. Hier habe der Museumsdirektor unter anderem die Kritik des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, am Kündigungsvorgang zitiert. Die Wiedergabe dieses Zitats und weitere Ausführungen Barzels, die laut Lüder zum Teil falsch wiedergegeben seien, hätten „den Betriebsfrieden der Stiftung Stadtmuseum in unerträglicher Weise gestört“, wurde zur Begründung mitgeteilt. Der Personalrat der Stiftung Stadtmuseum hat der Kündigung widersprochen. Trotz Widerspruchs sei die fristlose Kündigung ausgesprochen worden. Lüder kündigte an, die Klage gegen die Kündigung, die vor dem Arbeitsgericht Berlin anhängig ist, um „diesen rechtswidrigen Vorgang“ zu erweitern. Die 19. Kammer des Arbeitsgerichts Berlin wird am Donnerstag über die Anträge auf vorläufige Weiterbeschäftigung Barzels beraten.
Im Pariser Centre Georges Pompidou haben am Montag die Vorbereitungen für die Umbau- und Erneuerungsarbeiten im Inneren begonnen. Als Touristenattraktion bleibt die gläserne Panorama-Rolltreppe, die außen an dem fünfstöckigen Gebäude diagonal nach oben führt, noch bis Anfang Januar in Betrieb. Die große öffentliche Bibliothek war gestern zum letztenmal geöffnet, doch wird sie ab 19. November in einem nahe gelegenen ehemaligen Supermarkt behelfsmäßig weiterbetrieben. Die Bilder des Staatlichen Museums für Moderne Kunst werden ab Anfang nächster Woche abgehängt und zum Teil zu verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland auf Reisen gehen. Die Generalüberholung soll insgesamt 750 Millionen Franc (knapp 225 Millionen Mark) kosten, die Wiedereröffnung ist zu Silvester 1999 vorgesehen.
Als existenzbedrohend hat der Verband der Deutschen Bühnenverleger die angekündigten Kürzungen der Aufführungstantiemen für Autoren und Verleger durch die deutschsprachigen Bühnen bezeichnet. Besonders junge Autoren seien von entsprechenden Plänen deutschsprachiger Theater und Opernhäuser betroffen, so die neugewählte Präsidentin des Verbandes der Deutschen Bühnenverleger, Dagmar Sikorski, am Sonntag in Hamburg. Das sei ein „Armutszeugnis für die Kreativität der Opernhäuser“. Als öffentlich finanzierte Häuser hätten sie die Verpflichtung, auch aktuelle Musik zu fördern.
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