Maggots Hell Wigs

■ Das Kölner Elektropop-Duo Mouse On Mars setzt neuerdings auf üppige Wucherungen und Niedliches

Irgendetwas stimmt nicht mit der neuen Mouse On Mars. Ist es nur Gewöhnung, die nach Tonnen von elektronischer Musik keine rechte Begeisterung mehr aufkommen läßt? Oder wechselte das Kölner Duo für Autoditacker tatsächlich die Perspektive? Hatten sie bei der Aufnahme einfach einen schlechten Tag? Oder erliegen sie langsam den Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung und überfrachten ihre kurzen Stücke mit musikalischen und linguis-tischen Subtexten?

Vermutlich von allem ein wenig. Jedenfalls haben Andi Thoma und Jan Werner in Zeiten der Reduktionen mit Autoditacker ein üppiges elektronisches Beet gepflanzt. Wucherungen. Blütenpracht. Wärme. Während die letzten Platten Vulvaland, Tahiti und andere imaginäre Ländereien als Imaginationsflächen benutzten, gehen Mouse On Mars nun andersherum vor: Autoditacker beschreibt diese Länder nurmehr aus der Distanz. Das ist ein ganze Menge. Doch weniger als erwartet.

Mit veritablen Instrumenten werden Mouse On Mars aber live ihren neuen Kompositionen Beine machen. Denn noch sind die Kölner Liveakustiker verspielt und niedlich wie kaum einer im Land. Hintersinnige Titel wie „Sehnsud“und „Maggots Hell Wigs“muß sich Harald Schmidt erst einmal ausdenken lassen. Volker Marquardt mit Holosud: Sa, 4. Oktober, 21 Uhr, Logo