■ Boxen
: Lennox Lewis walzt Mr. Low Blow nieder

Berlin (taz) – Diesmal wollte Lennox Lewis ganz sichergehen, daß ihm nicht Nervenzusammenbruch, fortwährende Flucht oder ein Tiefschlag des Gegners die eindrucksvolle Verteidigung seines WBC-Titels im Schwergewicht vermasseln würden. „Ich wollte ihn k.o. schlagen, bevor er die Gelegenheit hatte, irgendwelche Fouls zu begehen“, sagte der 32jährige Brite über seinen Gegner Andrew Golota, und er benötigte vor knapp 14.000 Zuschauern in Atlantic City ganze 95 Sekunden in der ersten Runde, um den gebürtigen Polen so schwer zu treffen, daß der Ringrichter den Kampf stoppte. Anschließend erlitt Golota in der Kabine „einen Schwächeanfall oder eine Angstattacke“ (Promoter Dino Duva) und mußte über Nacht zur Beobachtung in ein Krankenhaus.

Bei seinen beiden Fights gegen den US-Amerikaner Riddick Bowe war der gebürtige Pole jeweils wegen Tiefschlagens disqualifiziert worden und hatte sich den Namen Mr. Low Blow erworben. Die letzten Kontrahenten von Lewis hatten den Ring ebenfalls auf nicht ganz schmeichelhafte Weise verlassen. Der drogensüchtige Oliver McCall war während des Kampfes in Tränen ausgebrochen und vom Ringrichter wegen offenkundiger Verteidigungsunfähigkeit in seine Ecke geschickt worden, der Engländer Henry Akinwande hatte mehr gerungen als geboxt und eine Disqualifikation wegen Passivität kassiert. „Ich wollte diese ganzen Unglücksraben endlich los sein“, meinte Lewis, „das war der letzte davon.“

Das Mißtrauen des Olympiasiegers von 1988 schien durchaus berechtigt. Der 29jährige Golota war erst eine Stunde vor Beginn des Kampfes im Caesar's Palace eingetroffen und hatte dann zweimal um eine 20minütige Verschiebung des Kampfes gebeten. „Er wirkte lethargisch“, stellte Lennox Lewis gleich zu Beginn fest – Grund genug, sofort nach dem ersten Gong auf ihn loszustürmen und allen weiteren Merkwürdigkeiten einen Riegel vorzuschieben.

„Ich war froh, daß ich hinausgehen und zeigen konnte, daß ich der beste Schwergewichtler des Planeten bin“, erklärte der Brite, der jetzt hofft, dies bald wieder unter Beweis stellen zu können. Wenn er Glück hat, gegen den Sieger des Fights zwischen WBA-Champion Evander Holyfield und IBF- Champion Michael Moorer am 8. November. Wenn er Pech hat, wird sich schon irgendein anderer Unglücksrabe finden lassen. Wie wär's mit Axel Schulz?Matti