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Wertstoffwandelwurf

Sortiertes Chaos beim Müll auf Hamburgs Bahnhöfen  ■ Von Achim Fischer

Müll ist nicht gleich Müll, haben wir in den vergangenen Jahren gelernt. Und spülen brav unsere Joghurtbecher. Selbst unterwegs können wir Gutes für die Umwelt tun. Papiercontainer auf Raststätten machen die Autofahrt zur Öko-Tour. Und auch an Bahnhöfen können Reisende ihren Müll per gezieltem Wurf in Wertstoff verwandeln.

Glas, Papier, Verpackungen, Restmüll – vier verschiedene Abfalleimer stehen an den meisten Fern- und S-Bahnhöfen in Hamburg zur Verfügung. Genauer gesagt: Abfalleimer mit vier Öffnungen. So weit, so gut, denken sich ökologisch korrekt Reisende in alle Richtungen und treten zur Ehrenrunde um das edelstählerne Behältnis an. Die Zeitung mit der Linken im Papier-Loch versenkt, links-rechts-links, mit der Rechten die Müsli-Riegel-Verpackung eingelocht, Vierteldrehung links, die Wasserflasche direkt verwandelt, den Opa getunnelt, die Schirmspitze abgeblockt, und schon ist auch die Bananenschale drin. Vier zu null für den Öko-Touristen.

Aber die Bahn kommt. Und schüttet den ganzen Müll wieder zusammen. So beobachtet von taz-Leserin Martina Zientek am S-Bahnhof Elbgaustraße. „Das sollte eigentlich nicht sein“, verspricht Bahnsprecher Helmut Kujawa die Trennung von Anfang an. Die vier verschiedenen Abfallsäcke kämen auf manchen Bahnhöfen – noch – in einen Container, aber die Säcke blieben getrennt und damit auch der Müll.

Auch André Möller, der Sprecher der Stadtreinigung, kann es sich „allenfalls als Einzelfall vorstellen“, daß der Müll beim Abholen zusammengeworfen wird. Die Stadtreinigung entsorgt den Restmüll, der bei den Sammlungen anfällt. Der Müll, versichern beide Sprecher, wird außerdem nicht nur in getrennten Säcken entsorgt. Jede Fraktion wird auch nachsortiert.

„Die Trefferquote liegt oft noch bei 25 Prozent“, erklärt Kujawa. „Das spricht aber nicht gegen das System. Wir glauben, daß sich die Bürger daran gewöhnen werden.“

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