: Sekt für die Zucchini
■ Die „Blauen Engel“gastieren mit einer Variéte-Show im Schmidt Theater
Paris 1928: Hier begegnen sich bei einer Soirée die Blauen Engel zum ersten Mal. Maria Thurau , die glamouröse Diva aus Buenos Aires, Tildy Abendroth – sie brach ihrer Bratsche den Hals und ihren Eltern das Herz – und Zelda Kowalczyk, die „fliegende Zucchini“eines polnischen Wanderzirkusses. Wo sie auch zusammen auftreten und in beinlangen Cocktailkleidern und mit ondulierten Bubiköpfen ihr Programm Shout, Sister, Shout präsentieren: Alle Herzen schmelzen sofort dahin, wenn sie, von ihrer Drei-Mann-Combo begleitet, Chansons und Swing-Stücke lasziv ins Mikrofon hauchen. Dazu plaudern sie wimpernklimpernd und sich allerlei Clichés bedienend von ehemaligen Liebhabern und schwelgerischen Nächten voller Leidenschaft und Absinth. Unglaublich charmant erzählen sie ihre Anekdoten, in denen es mitten in Paris stehende Berghütten gibt, und buhlen dabei so neckisch um die Gunst des Publikums, daß es eine wahre Freude ist.
Es sollte daher Champagner regnen, wenn die drei Schauspielerinnen Katharina Müller-Elmau, Stefanie Vogler und Julia von Miller in die Rollen ihrer fiktiven Alter Egos schlüpfen und mit Titeln wie „Liebling, mein Herz läßt Dich grüßen“, „Bei mir bist du schön“, oder dem Rühmann-Kassiker „Ein Freund, ein guter Freund“eine längst vergangene Zeit einholen.
Auch die Instrumentierung ist perfekt arrangiert. Ein leise vor sich hinklimperndes Klavier, Schlaggitarre und ein knatternder Standbaß bilden den Hintergrund für den close-harmony-Gesang der drei rauschenden Engel. Im knuddeligen Raum des Schmidt Theaters mit seinem Schummerlicht ist diese fröhliche Form der Nostalgie bestens aufgehoben.
Jens Kiefer
bis zum 12. Oktober, 20 Uhr, Schmidt Theater
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen