: "Liebe taz..."Werden Konzepte oft von den Behörden geklaut? -betr.: Leserbrief zum taz-Artikel vom 30.9.97, "Behörde trickst Frauen aus"
Leserbrief zum taz-Artikel vom 30.09.97, „Behörde trickst Frauen aus“
Im Verlaufe meines Studiums (Sozialpädagogik, 7. Sem.) hatte ich die Möglichkeit, mich über kleinere und größere Projekte des sozialen Bereiches zu informieren. Der Trend hin zur Vereinnahmung von qualifizierten Konzepten, die kleinere TrägerInnen erdacht haben oder die von Betroffenen selbst initiiert wurden, durch größere TrägerInnen, die durch Bereitstellung öffentlicher Gelder immer mehr Einfluß bekommen, Hand in Hand mit den jeweiligen politischen „WürdenträgerInnen“arbeiten, die so zu Monopolgesellschaften hochgesponsert werden, stellt das soziale System bloß.
In den letzten Jahren versuchen staatliche Behörden verstärkt, gut funktionierende Projekte wie beispielsweise autonome Frauenhäuser oder selbstorganisierte Vereine durch Entziehung oder Nichtbereitstellung von Geldern zu vernichten. Projekte, die jahrelang qualifizierte, an den KlientInnen orientierte Arbeiten leisteten, müssen mehr und mehr ums Überleben kämpfen. Gerade im Frauenbereich, der immer noch viel zu wenig Hilfsangebote für Frauen enthält, wurde gekürzt und eingespart.
Der o.g. Artikel offenbart die Machenschaften der Behörde und der AWO. Wer hat zu entscheiden, daß kleinere TrägerInnen keinen Anspruch auf Zwendung des Staates mehr haben in Bremen? Wenn ein Verein neun Jahre aktiv in der Migrantinnenarbeit tätig ist und selbständig ein Konzept für „Berufsorientierung und -planung für Migrantinnen“erstellt, so erscheint es mir unfaßbar, daß das Konzept vom „De Colores“e.V. und die Gelder der EU einfach durch bürokratische Praktik der AWO in die Hände gespielt werden.
Nebenbei möchte ich bemerken, daß die meiner Meinung nach skrupellosen Methoden der Bremer Behörde und der AWO so gar nicht zum „Jahr gegen Rassismus“passen. Dadurch werden MigrantInnen ausgegrenzt, die notwendige Unterstüzung wird ihnen verweigert, zusätzlich wird die seit Jahren funktionierende Migrationsarbeit geschädigt. Susanne Keil
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