Einfaches Ende

Ihre letzte Premiere im eigenen Haus muß die Einfache Bühne bekanntgeben, da das Gebäude in der Ludwigstr. 13, in dem das Theater seit dreieinhalb Jahren arbeitet, vermutlich abgerissen wird. Die Einfache Bühne wurde 1994 von dem russischen Regisseur Jewgeni Mestetschkin und dem Schauspieler Stephan Fischer gegründet, um Werke der russischen Literatur „poetisch und einfach“in Hamburg zu inszenieren. Die acht Eigenproduktionen mit einem internationalen Ensemble waren überwiegend deutschsprachig und erfolgreich: Die herausfallenden Fälle nach Daniil Charms erhielt beim Internationalen Monodrama-Festival in Moskau 1996 den Preis der Jury.

Neben Theaterabenden veranstaltete – und veranstaltet bis Ende des Jahres – die Bühne einen „Russischen Salon“, zu dem prominente Künstler aus dem Osten geladen werden. So wird am 30. Oktober der weißrussische Filmemacher Semjon Fridljand erwartet, am 27. November kommt der Moskauer Dichter und Liedermacher Alexander Smogul. Der Gast für Dezember steht noch nicht fest, und wie es danach weitergeht, steht gar in den Sternen.

„Alles ist ungewiß, aber wir haben viele Pläne“, erklärt Mestetschkin: „Natürlich hängen die vom Geld ab.“Das Theater wurde in der Vergangenheit von der Kulturbehörde mit Basis- und Projektförderung unterstützt. Für die Weiterarbeit werden nun neue Räume gesucht; kein festes Haus, aber Orte, an denen produziert und aufgeführt werden kann. Kampnagel, das Monsuntheater und eine Spielstätte in Lübeck sind im Gespräch.

Unbeirrt von allen Widrigkeiten macht das kleine Team weiter große Pläne: Für nächsten Herbst ist ein dreisprachiger Baron von Münchhausen als Koproduktion mit dem udmurtischen Nationaltheater im Gespräch. Noch einmal im Schanzenviertel ist die Einfache Bühne ab dem 25. Oktober mit Arme Lisa von Nikolai Karamsin zu sehen. Christiane Kühl