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Eine Quelle, zwei Orte, drei Künstler: „COAX“ schlägt neue Triebe

■ Klänge, Blitze und Rauch auf Kampnagel: Nicolas Baginsky und Barry Schwartz bespielen meterlange Geräuschmaschine.

In Grüppchen zockeln die Zuschauer mit Produktionsleiterin Eva Diegritz über das Gelände. Nach kunstvollem Warten öffnet sich eine riesige Schiebetür zu einem bisher nicht genutzten Teil der Kampnagel-Hallen. Die Menschen strömen hinein, um sich von einem ungewöhnlichen mechanisch-elektrisch-akustisch-visuellen-Maschinenspektakel betören zu lassen: Der Hamburger Kunst-Roboter-Bauer Nic Baginsky und der Kalifornische Hochspannungs-Performer Barry Schwartz haben aus High-tech und Schrott eine postmoderne Kunstfabrik aufgebaut.

Unter nachbessernder Assistenz der beiden blaumanngewandeten Kunstworker wandert ein langes, schmales Saiteninstrument durch verschiedene Spielsituationen: mal wird es durch automatische Hämmer, mal mit Trockeneis oder einer durch flüssigen Stickstoff schockgefrorenen Apfelsine von den Akteuren bespielt. Daneben gibt es ein Fahrzeug, dessen Bewegungsschwünge in Fluxus-Manier Schallplatten zum Klingen bringen und eine zur Klangharfe umgebaute Schubkarre. Über zehn Monitore und eine Großprojektion bieten simultan Einzelaspekte der Aktionen, die ihren spektakulären Höhepunkt in der anscheinend lebensgefährlichen Spezialität von Barry Schwartz finden: dem Spiel mit Lichtbogen unter künstlichem Regen. Der Ernst der Akteure, die scheinbar ganz unmöglichen Kombinationen von Wasser und Hochspannung, Eis und Tonmaschinen, lassen mit wohligem Schauer an Labors filmbekannter Frankensteins oder besser noch an Besuch von anderen Sternen denken: Ein hier und heute der Erde abgetrotztes phantastisches Theater versprengter Vogonen. Schön, daß nicht nur engstirnige Weißkittel tödliche Technik entwerfen, sondern auch künstlerische „Profibastler“ von beiden Seiten des Atlantiks zueinander finden und die Grenzen der Möglichkeiten erforschen. Technik, die solche Phantasien ermöglicht, kann nicht ganz böse sein. Hajo Schiff

Nächste und letzte Aufführung: morgen, Samstag, 13.Mai, 22 Uhr.

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