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Girlie oder Powermädel?

■ Senat plant Mädchen-Plakat-Aktion zum „Selbstbild“ sowie Berufswahl-Studie

Um Mädchen, den unbekannten Wesen, auf die Schliche zu kommen, hat Gleichstellungsenatorin Christina Weiss sich eine ungewöhnliche Ermittlungsarbeit ausgedacht: flankiert vom Hamburger Abendblatt und dem Privatsender OK Radio will sie den Mädeln der Hansestadt entlocken, wer sie wirklich sind.

Ob Bad Girls, Powermädels oder Girlies, ob desinteressiert oder selbstbestimmt – die Senatorin will es wissen und fordert deshalb die junge weibliche Generation auf, in einem „Satz mit Kick“ ihr Lebensgefühl auf den Punkt zu bringen. „Nichts Tiefgründiges“ müßte das sein, findet Christina Weiss, sondern nur zum Nachdenken anregen.

Die zehn besten Sätze werden dann in einer „Mädchen-Plakat-Aktion“ nach den Sommerferien vorgestellt. Um die Jury mit weiblichen Teenie-Idolen zu schmücken, hat das Senatsamt keine Mühen gescheut: Lucilectric („Weil ich ein Mädchen bin“), Techno-DJ Marusha und Viva-Moderatorin Heike Makatsch werden der Senatorin zur Seite stehen.

Damit das kreative Potential der weiblichen Jugendlichen auch wirklich die Adresse des Senatsamts erreicht, winkt Christina Weiss mit Preisen, die jedes feministische Mädchen-Herz höher schlagen lassen: die zehn besten jugendlichen Erfinderinnen eines Ein-Satz-Selbstbilds gewinnen einen Gutschein des Modehauses Penn-dorf a 250 Mark. Alle übrigen dürfen an einer Tombola auf der am 12. August stattfindenden Mädchen-Party teilnehmen und weitere verlockende Preise gewinnen: Theaterkarten, eine Paris-Reise oder eine von 144 Dosen Nivea Soft.

Das kommerzielle OK Radio will die Idee der Gleichstellungs-Senatorin mit jeder Menge Werbung und Mädchen-Umfragen pushen. „Wir sind nicht ganz uneigennnützig“ erklärt OK-Redaktionsleiter Nikolas Liewen frank und frei. „Frauen sind eine interessante Zielgruppe.“

Zusätzlich zur Selbstbild-Action wird Gleichstellungssenatorin Weiss außerdem eine Studie zum Berufswahlverhalten von Mädchen durchführen lassen. In den kommenden Wochen soll die Befragung von 800 Elternteilen und 500 Schülerinnen Klarheit darüber bringen, wie Eltern die Berufswahl ihrer Töchter beeinflussen.

Der heiße Draht zu Mädchenfragen: 040/35 04 33 34.

Silke Mertins

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