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Subversive Liaison

■ „planet pussy“: Ein Hamburger Frauen-Fanzine im Schnittpunkt von Girlism, Subversion und Spaß

„Girlism“ – die Bewegung der aufmüpfigen girls aus den Vereinigten Staaten rauscht immer noch durch den Blätterwald. Nicht nur Spiegel und Süddeutsche, auch Frauenmagazine wie Joy und Young Miss haben sich des Themas angenommen. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Ausgeblendet wird das, was die amerikanischen girls sich auf ihre Fahnen geschrieben haben. Daß Politik und „Style“ eine manchmal als subversiv zu bezeichnende Liaison eingehen können, scheint für viele hier immer noch eine Denkunmöglichkeit zu sein.

Die Macherinnen des Hamburger Frauen-Fanzines planet pussy streiten es zwar ab, Teil irgendeiner Frauenbewegung zu sein, die Gemeinsamkeiten mit den amerikanischen girls sind jedoch offenkundig. Auch die „pussies“ bestehen auf einen offensiv-forschen Umgang mit ihrer Weiblichkeit: sich eben nicht zurückzunehmen, sondern sich in vollen Zügen auszuleben, kalkuliert Verwirrung zu stiften. „Ein Beitrag über Vibratoren kommt doch selbst heute noch einem Tabubruch gleich“, so planet pussy-Herausgeberin Heike Hackbarth. So stehen – im Gegensatz zu den angesprochenen Frauenzeitschriften – natürlich nicht Themen nach dem Motto „Wie schminke ich mich richtig, um meinem Partner zu gefallen“ im Vordergrund, sondern auch politische und frauenspezifische Alltagsthemen. Titel wie: „pussys periode“ oder „Tötet Tango“ (gemeint ist die Zeitschrift) machen dies deutlich.

Dabei betonen die Herausgeberinnen immer wieder, es gehe ihnen vornehmlich darum, Spaß zu haben. Spaß am Kreieren dieses Fanzines und Spaß daran, Frauen etwas von dem eigenen Spaß zu vermitteln. Denn, so Herausgeberin Silke Burmester, die trägen feministischen „Betonwüsten“-Diskussionen der 70er Jahre hätten ausgedient: „Wir plädieren für einen lustvollen Umgang mit bestimmten Themen und wollen auch nicht in abgehobenen postfeministischen Theorien weitergraben.“

Diese Abkehr von Haltung und Habitus ideologisch-elitärer Frauenzirkel spricht aus jeder Zeile des Fanzines, dessen zweite Ausgabe kürzlich erschienen ist. Ob in Katharinas erogener Backstube (Backtips) oder in „pussys“-Kuschelcharts – planet pussy steht für eine klare, schroffe Sprache, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Dazu gesellt sich die eine oder andere gar exzentrische Reportage: Wer möchte nicht gern erfahren, bei welchem Bäcker die preisgünstigsten Penistorten zu bestellen sind? Wem da nicht der Kuchen im Halse stecken bleibt, der mag seine Freude daran entwickeln.

Ein Tip: Welche Frau für planet pussy schreiben möchte, die schicke ihren Text an unten genannte Adresse. Das Fanzine liegt in vielen Schallplatten und Klamottenläden im Schanzenviertel und auf St. Pauli aus und kostet 5 Mark. Außerdem sollen wir noch weitersagen, daß die Redaktion noch eine Graphikerin mit Equipment sucht.

Kai Mierow

Zu beziehen über C. Bruckmann, Kirchenallee 27, 20099 Hamburg

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