: „Nichts einfacher, als bei uns zu spielen“
■ 0:1 – der FC St. Pauli kehrt punkt- und ratlos aus Nürnberg heim Von Folke Havekost
Die Arbeitsbedingungen für St. Pauli-Trainer Eckhard Krautzun werden schwieriger. Nach dem gestrigen 0:1 bei Aufsteiger 1. FC Nürnberg ist der FC St. Pauli als Vierzehnter nur noch einen Platz und drei Tore von einem Platz entfernt, der in der nächsten Saison zum Kicken in der – immerhin höchsten – Amateurklasse berechtigt.
„Die Übersicht fehlt total“, versuchte Krautzun, die teilweise desolate Leistung zu erklären. Ob der Coach bei der heutigen Präsidiumssitzung ins Kreuzfeuer der Kritik geraten wird, ist ungewiß. Vizepräsident Christian Hinzpeter zeigte sich am gestrigen Abend „sehr enttäuscht“über den Leistungsstand der Mannschaft. „Wenn ich höre, daß wir herzlos gespielt haben, werde ich einfach sauer“, vermißte Hinzpeter vor allem den Einsatz der Mannschaft, in der allein Libero Dammann und Neuzugang Chmielewski phasenweise überzeugten. Dabei gebe es „nichts Einfacheres für einen Spieler, als bei unserem Verein zu spielen“.
Doch mit dem wackeren Herz-in-beide-Hände-und-munter-drauf-los kommen die Volkskicker vom Kiez nicht mehr weiter. Vom anvisierten Aufstieg ist der FC St. Pauli weit mehr als die rein rechnerischen sechs Punkte entfernt. Ein Ultimatum an den Trainer, wie es in einer ähnlichen Situation 1993 dem damaligen Chefcoach Seppo Eichkorn gestellt wurde, schließt Hinzpeter jedoch aus: „Das war damals schon nicht richtig und wird nicht richtiger, wenn wir es jetzt wiederholen.“
In Nürnberg hielt das unbeherzte Abwehrbollwerk bis zur 51. Minute. Ein Traumpaß von Daniel Smejkal auf die Fußspitze Henning Bürgers – und vorbei waren die Hoffnungen der St. Paulianer, zumindest mit einem 0:0 aus dem Frankenstadion zurückzukehren.
An eigene Tore war kaum zu denken. Dabei hatte Krautzun zunächst der Beschwerde von Stürmer Marcus Marin stattgegeben. Der Angreifer, der beim 2:2 gegen Cottbus vorne allein auf weiter Flur stand, erhielt mit Sawitschew einen Sturmkollegen zugeteilt. Doch in der Offensive blieben die St. Paulianer erschreckend harmlos.
Die 21.400 Zuschauer, unter ihnen etwa 1.000 Hamburger, sahen fast nur Angriffe der Nürnberger, die das Match zwar temporeich gestalteten, vor dem Tor aber oft harmlos waren. Erst in der Schlußphase erarbeitete sich St. Pauli vereinzelt Gelegenheiten, doch noch das Tor zu treffen – letztlich aber ohne Erfolg.
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