Literarische Woche

Heute: José Saramago

Ein Auto blockiert den Verkehr. Der Mann hinter dem Steuer ist urplötzlich erblindet. Mit dieser unverhofften Sichtlosigkeit tunkt der portugiesische Schriftsteller Saramagos seinen neuen Roman Die Stadt der Blinden (gerade bei Rowohlt erschienen) eine Figur nach der anderen in eine Welt weißer Gegenstandslosigkeit. Nur die Frau des Augenarztes bleibt verschont und wünscht sich bald nichts inständiger als die Blindheit. Denn ein lichtbringender Engel hat in einer entzivilisierten Landschaft aus Kot und Leichen nun mal keine leichte Mission zu verrichten. „Bleischwer“und „ungelenk“. schimpfte die Zeit über die donnerwolkige Moralschrift des Portugiesen. Doch wer sich in katholischen Untergangsphantasien wohlfühlt und die wenig dezente Metaphorik von Judith und Holofernes sowie Sodom und Gomorrha schätzt, ist bei José Saramago, seinen Dämonen und Unzivilisierten gut aufgehoben.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

 

Heute: Laola-Club

Der Amüsierbetrieb in der Rentzelstraße 17 öffnet seine in Würde gealterten Pforten wieder dem Publikum. Das Moderatorengespann, geputzt und gepudert, wird dann dem 30jährigen Wahlhamburger Stefan Beuse die Bühne überlassen, damit er aus seinem Reclam-Erstling Wir schießen Gummibänder zu den Sternen vorliest. Nach Tiefschürfenden Elegien zu diversen Markenprodukten (Velemint, Capri-Eis, Rittersport-Joghurt-Schokolade) öffnet sich der Heitere Himmel für Posaunen und Gesang.

Laola-Club, Rentzelstr.17, 20 Uhr

 

Mittwoch: Walser & Plath Die Schriftstellerin und Übersetzerin Alissa Walser liest aus den Tagebüchern von Sylvia Plath.

Buchladen in der Osterstraße, Osterstraße 156, 20 Uhr

 

Donnerstag: Matthias Politycki

Drei Frauen, drei Städte, drei Lebensalter: die siebziger und achtziger Jahre als Liebesgeschichte. „Weiberroman“sagt titelgebend der Romanheld und erzählt sich in Matthias Polityckis neuem Buch (eben Weiberroman, der gerade bei Luchterhand erschienen ist) mitten hinein in die Arena des Geschlechterkampfs.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

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