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Kritik für kopflose Frösche

■ Von „Faschismus“ bis „vernünftig“: Genforscher uneins über neue Experimente

Berlin/London (taz/dpa) – Die britischen Forscher, die Frosch- Embryonen ohne Kopf gezüchtet haben, wurden in Wissenschaftlerkreisen harsch kritisiert. Prof. Jonathan Slack von der Universität Bath (Westengland) war es gelungen, erstmals durch Genmanipulationen kopflose Frosch-Embryonen herzustellen, hatte die Sunday Times berichtet. Auf gleiche Weise sei es auch möglich, menschliche Embryonen für Transplantationen zu züchten, die nur spezielle Organe und keinen Kopf besäßen, behauptete der Forscher.

Menschliche Zellklumpen ohne Hirn wären rechtlich gesehen leichter als Nicht-Embryonen einzustufen, so die Hoffnung der Forscher. Damit könnten sie das Verbot der Genmanipulationen an menschlichen Embryonen umgehen. Der Ethikprofessor Andrew Linzey von der Universität Oxford verurteilte die Experimente als „wissenschaftlichen Faschismus“. Man würde Wesen allein zu dem Zweck schaffen, einer anderen, dominierenden Gruppe zu dienen.

Prof. Heiner Niemann vom Institut für Tierzucht und Tierverhalten der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Mariensee beurteilte die britischen Vorstöße mit großer Zurückhaltung. „Damit sollte man sehr vorsichtig umgehen, bis wissenschaftliche Publikationen vorliegen.“ Ähnliche Versuche mit menschlichen Embryonen hält er derzeit für unmöglich: „Ich denke, daß das alles sehr viel komplizierter ist.“ Professor Lewis Wolpert vom University College in London hingegen nannte Slacks Forschungen „vernünftig“ und „prinzipiell möglich“. Es gebe keine ethischen Fragen zu dem Thema, da niemandem Schaden zugefügt würde. rem

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