Lob der gut gelaunten Gewöhnlichkeit

Endlich kann ich wieder einmal mit Kennermiene im Publikum stehen und die Ouverture beklatschen. Denn ich weiß ja schon, welches Stück darauf folgen wird. Und endlich kann ich wieder einmal laut mitsingen: „In It For The Money“oder „The Sun Hits The Sky“oder „Going Out“. Aus voller Kehle. Nachdem Oasis zuletzt kaum einen guten Takt und Blur gerade mal zwei gute Stücke zustande gebracht haben, sind endlich Supergrass an der Reihe. Und das Trio aus Oxford spuckt in schöner Regelmäßigkeit gut gelaunte Popsongs aus, um sie in einen Mantel aus Britrock, Ungezogenheit und schlechte Frisuren zu packen.

Natürlich sind auch die 12 Stücke ihrer zweiten Platte In It For The Money Gebrauchsmusik, Musik für bestimmte Momente. Etwas schlicht gesagt, eignet sich „Going Out“eben zum Ausgehen, „Late In The Day“für die späten Stunden und ihre letzte Singleauskopplung „Sun Hits The Sky“für den Abzug einer heimischen Wolkenbank. Doch was kann man mehr von einem Popsong erwarten? Vor allem mit dieser Paßgenauigkeit?

Dabei sehen Sänger Gaz Coombes, Schlagzeuger Dany Goffey und Bassist Mick Quinn so angenehm unprätentiös aus, daß man bei einem Stadtbummel fortwährend den Eindruck hat, sie kämen um die Ecke. Doch vermutlich sind die drei ziemlich ausgebuffte Schlaumeier, die sich nach dem Dauerstreit um Oasis und Blur als lachende Dritte über die Ziellinie werfen, um dort die musikalische Nische auszubauen. Zu wünschen wäre es Supergrass gerade mit In It For The Money jedenfalls. Und daß sie das alles nur für den schnöden Mammon machen, ist mir auch egal. Volker Marquardt

mit Stereophonics: Fr, 24. Oktober, 21 Uhr, Markthalle