: Antworten auf Letzte Fragen
Wie landen Fliegen auf der Zimmerdecke? Fliegen sie eine Zeitlang auf dem Rücken – oder drehen sie sich kurz vor dem Aufsetzen um? (18.10. 97)
Wenn ich mich richtig erinnere, ging das so: im steilen Winkel Richtung Decke, kurz vorher stark verlangsamen, gleichzeitig vorderes Beinpaar nach vorne/oben strecken (neben die Augen), an der Decke festsaugen und ausruhen oder rumlaufen. Ist ganz einfach.K. Latsche,
selber mal Fliege gewesen
Die Fliegen fliegen ganz nah an die Zimmerdecke. Damit ihnen nicht schwindelig wird, krempeln sie sich eben um.Jutta Walter
Ich bin bekennender Maus- und Peter-Lustig-Fan. Als solcher weiß ich natürlich, daß Fliegen sich kurz vor der Landung an der Zimmerdecke umdrehen. Zuerst greifen dabei die Vorderbeine, anschließend folgt der Rest.
Wer's nicht glaubt, sollte mehr Peter Lustig gucken (die Sendung heißt „Der Fliegologische Kongreß“).Dirk Kähler, Norderney
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Warum werden auf Buchrücken die Titel mal so und mal so herum gedruckt? (18.10. 97)
Es gibt wohl zwei Gruppen von „Buchmachern“, die jeweils ihre eigene Vorstellung davon haben, wie Bücher aufbewahrt werden. Die erste Fraktion geht davon aus, daß Bücher im Regal stehen. Nun neigen die meisten Menschen dazu, eine solche Bücherreihe beim Lesen der Titel von links nach rechts durchzugehen. Dabei kippen sie den Kopf nach links, so daß der Titel beim Lesen von oben nach unten erscheint. Daraus ergibt sich, daß der Text am Fuß des Buchs beginnen muß.
Die andere Gruppe stellt sich hingegen vor, daß Bücher mit der Vorderseite nach oben gestapelt werden. Um so den Titel auf dem Rücken lesen zu können, muß er am Kopf des Buches beginnen. Diese Fraktion ist aber offenbar in der Minderheit.Klaus Tondt, Frankfurt/Main
Deutsche dichten und denken zwar, lesen aber nicht. Bücher dienen als Dekoration, fein säuberlich aufgereiht im Bücherregal. Besucher können daran entlangschreiten und, von rechts gesehen, die Titel lesen. Amerikaner benutzen Bücher. Sie fliegen überall herum, liegen also. Jetzt ist die umgekehrte Beschriftung besser, weil nur so der Titel lesbar ist.Jürgen Loh, Wuppertal
Das liegt wohl daran, daß sich noch niemand gefunden hat, dafür eine Industrienorm aufzustellen. Eigentlich erstaunlich in einem Land, in dem es selbst für Behaglichkeitsbetrachtungen eine DIN 33 403 gibt. In Bauzeichnungen sind nach DIN 406 senkrechte Beschriftungen jedenfalls immer so zu stellen, daß sie von rechts her lesbar sind.Burkhart Springstubbe,
Dipl.Ing. Architekt
Hubert Blana schrieb in: „Die Herstellung“ (K.G. Saur-Verlag) auf Seite 326 wie folgt: „Es ist eine Sache des Geschmacks oder der Tradition eines Verlagshauses, ob es bei schmalen Rücken die Schrift von unten nach oben oder von oben nach unten lesbar laufen läßt. Die leserfreundlichste Anordnung ist immer die quergestellte Schrift.“
Viel zu simpel für eine faktisch letzte Wahrheit. Der Längsrückentitel muß vielmehr als leserinnenfreundlich verstanden werden. Ich möchte vermuten, daß die Dehnung der rechtsseitigen Halssehnen in den ersten Leserinnenjahren aufgrund des Genusses deutschen Literaturgutes in schmalen Bänden (Schrift von unten nach oben) kompensiert wird durch eine spätere Neigung zu Kosmopolitanz und der damit einsetzenden Dehnung der linken Halssehnen (Schriftverlauf umgekehrt). Frauen werden und wurden dadurch unauffällig zu beweglichen Hälsen, starken Halssehnen und zwangsläufig erhobenen Häuptern erzogen. Folglich muß dringend mit dem nötigen wissenschaftlichen Aufwand die Geschichte der Frauenbewegung in engen Zusammenhang mit der des Dünnbuches gebracht werden.Dr. Brigitte Witzer,
Professorin für Verlagsproduktion
an der HTWK Leipzig
Alle US-amerikanischen Bücher sind so beschriftet, daß man zum Lesen den Kopf nach rechts neigen muß (sofern die Schrift nicht senkrecht verläuft, ein Neigen somit überflüssig ist). Bei der Mehrzahl deutscher Bücher ist es nötig, den Kopf nach links zu neigen. Britische Bücher scheinen nach links geneigt, US-orientierte britische Ausgaben dagegen wieder rechtslastig. Bei russischen Spracheinführungen sind die kyrillischen Buchstaben bei linksgeneigtem Kopf zu erkennen, eine in Frankreich erschienene Grammatik der französischen Sprache neigte überraschenderweise nach rechts. Interessant ist die Linkslastigkeit des Rückentextes einer 1960 in Paris erschienenen englischsprachigen Ausgabe der „Lolita“ des als Russen geborenen Amerikaners Vladimir Nabokov. Eine systematische Untersuchung diese Phänomens ist dringend notwendig!Frank Starrost
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Warum bedeutet „jemanden übervorteilen“ jemanden benachteiligen und nicht das Gegenteil? (11.10. 97)
Als nach dem Wiener Kongreß 1814/15 die mitteleuropäischen Fürsten ihre neuen Machträume besetzten und ausbeuten wollten, fingen einige an zu jammern, weil es bei ihnen nicht viel auszubeuten gab, und zeigten auf andere Fürsten, die reichlich Gebiete mit Bodenschätzen, Landwirtschaft und Menschen hatten, und sagten, jene seien übervorteilt worden. Da fingen die übervorteilten Fürsten auch an zu jammern, es sei alles nicht so einfach, des Reichtums Herr zu werden, und daß sie die eigentlich Benachteiligten seien und somit im Gegenteil die Beschwerdeführer übervorteilt seien, wer weniger habe, brauche sich keine Sorgen zu machen, wie er seinen Reichtum verteidigen kann usw. Das sahen die armen Fürsten ein und fühlten sich ab sofort übervorteilt. Das aufstrebende Bürgertum übernahm dann diese Ansicht mit in den Frühkapitalismus, und dabei ist es bis heute geblieben – so wahr uns der Dax helfe.Edelbert Hackenberg,
Ourique (Portugal)
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Warum heißen in Deutschland die Eiscafés Eisdielen? (18.10. 97)
In der Nachkriegszeit verabredete man sich besonders in der englischen und britischen Besatzungszone beim ice dealer. In der früheren französischen Besatzungszone hört man bis heute noch (allerdings seltener), daß sich Einheimische beim „glasswonder“ treffen. Gregor Beck, Augsburg
Die Frage könnte am besten wohl Alfred Tetzlaff beantworten. Die Antwort liegt nämlich in der deutschen Revolutionsfurcht. Und das kam so: Der vorsätzliche Verkauf von Speiseeis war in den 1950er bis 1970er Jahren zweifellos eine revolutionäre Bestrebung auf dem Nahrungsmittelsektor. Der Begriff „Eiscafé“ erinnert sprachlich an die berüchtigten Kaffeehäuser von London und Paris, die einst Brutstätten der Revolution waren. Karl Marx war z.B. (in Köln) ein Kaffeehausrevolutzer. Also mußte für den Eisausschank ein beruhigendes Wort her. Heute, wo Kaffeehäuser Tummelplätze ältlicher Damen sind und der letzte linke Straßenkämpfer sein Hirn im Rotwein ersäuft hat, besteht für die Sprachregelung kein Bedarf mehr. Darum heißen Eisdielen heute Eiscafés. Martin Rath, Langenfeld
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