Nach Hongkong-Tief: Weltbörsen warten ab

■ Aktien- und Währungskrise in Südostasien nützt teilweise den Konzernen in Europa und USA

Berlin (taz/rtr/dpa) – Einen Tag nach dem schwersten Kurssturz ihrer Geschichte hat sich die Börse in Hongkong deutlich erholt. Der Hang-Seng-Index schloß am Freitag 6,9 Prozent über dem Ergebnis des Vortages. Der Markt glich damit etwa zwei Drittel der Verluste vom Vortag von 10,4 Prozent wieder aus. Trotzdem liegen die Aktien im Schnitt noch fast 20 Prozent niedriger als vergangene Woche.

Als Grund für die leichte Erholung in Hongkong gaben Experten an, einige Anleger hätten die Chance für Schnäppchen gesehen. Spekulationen gab es auch darüber, daß chinesische Staatsunternehmen größere Mengen Wertpapiere gekauft hätten.

Hongkongs Krise hatte am Donnerstag die Börsen rund um den Globus mitgerissen und weltweit zu Kursverlusten zwischen zwei und fünf Prozent geführt. Auslöser der Panik in Hongkong waren drastisch gestiegene Zinsen und die Befürchtung, die Behörden müßten die Kursbindung des Hongkong-Dollars an die US- Währung aufgeben und die Währung ähnlich stark abwerten wie die anderen Tigerstaaten in der Region. Die Devisenspekulanten stehen in den Startlöchern.

Die Volksrepublik China hat aber gestern durchblicken lassen, daß sie Hongkong nötigenfalls helfen würde. Damit stehen den weltweiten Währungsschiebern zusätzlich zu den geschätzten 70 Milliarden US-Dollar Devisenreserven der Verwaltung von Hongkong etwa 140 Milliarden Dollar aus dem Reich der Mitte gegenüber. Ob der Hongkong-Dollar trotzdem in die Knie gezwungen werden kann, wird sich zeigen – die Devisenmärkte rechnen aber derzeit nicht wirklich damit.

Die Börsen in Europa und Asien haben sich nach dem ersten Schock gestern wieder erholt. Einer der Gründe: Wenn die Börsen und Währungen in Asien fallen, ist das nur für diejenigen Abteilungen der großen Konzerne schädlich, die dort investiert haben und deren Waren in dortigen Währungen abgerechnet werden. Für die Volkswirtschaften in Europa und den USA hingegen werden die importierten Waren und Rohstoffe aus Südostasien billiger. rem