: Nahverkehr kaputtgespart
■ Sparerfolge der Hamburger Hochbahn AG gefährden Verkehrswende für die Stadt
Gar kein Vergleich!“seufzt Wandsbeks SPD-Fuhrmann Günter Elste hochzufrieden. Statt wie einst als SPD-Fraktionschef im Rathaus mühevolle Pirouetten zwischen Fraktion und Senat zu drehen, darf Voscheraus langjähriger Weggefährte heute über 8.000 Beschäftigte regieren. Und dies mit sichtbarem Erfolg: Hamburgs städtischer Verkehrsriese, die Hamburger Hochbahn AG (HHA), befindet sich auf Erfolgskurs. Elste hat das einstige Defizit von 330 auf 270 Millionen Mark gedrückt.
Der kleine feine Hamburger Verkehrsverbund (HVV), der mit gerade 40 Beschäftigten im Auftrag von Stadt und Umlandkreisen den Verkehrsverbund koordiniert, freut sich zwar über diese Sanierungserfolge, fragt aber: „Warum werden die freiwerdenden Mittel nicht in den Nahverkehr reinvestiert?“Hier, so betonte HVV-Chef Peter Kellermann am Montag abend, liege ein erheblicher „Dissens“zwischen HVV und HHA.
Elste dagegen hat offenkundig einen Sparbeitrag des Nahverkehrs für die marode Stadtkasse im Sinn. Dabei ließe sich – rein rechnerisch – aus den HHA-Einsparungen sogar der Aufbau eines kompletten Stadtbahnnetzes finanzieren.
Elste versteht sich statt dessen als konsequenter Kostendrücker: Mit den vereinbarten Lohnsenkungen von 27 Millionen Mark vor allem bei den Busfahrern, mit Rationalisierungen bei der Businstandhaltung (14 Millionen) und der Senkung der Verwaltungskosten (30 Millionen) befinde man sich auf dem richtigen Weg. Bei der Tarifrunde 1998 will Elste den Busfahrern nochmal 23 Millionen Mark aus der Tasche ziehen.
Tatsächlich liegen die Kosten der HHA, des zweitgrößten deutschen Stadtverkehr-Unternehmens, bisher immer noch nicht in der Nähe internationaler Niveaus wie dem des britischen Stagecoach oder des schwedischen Linjebus. Beide Unternehmen warten schon jetzt ungeduldig darauf, mit preiswerten Angeboten ab 1999, wenn auch in Hamburg Nahverkehrsleistungen europaweit ausgeschrieben werden müssen, die norddeutsche Tiefebene aufzurollen.
Gerade dies aber, so meint der HVV, sollte die HHA nicht daran hindern, im Hamburger Nahverkehr zu expandieren. Mittels einer Expansionsstrategie könnte die HHA sogar noch kostengünstiger und damit wettbewerbsfähiger werden. Florian Marten
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