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■ Welt Weit WanderfroschFrosch und Liebe

„Drin schnarchen die Menschen, und draußen quaken die Frösche, drin pfeifen die Hausgrillen und draußen die Feldgrillen.“ Das sagt Valerio in Büchners „Leonce und Lena“. Und, als er sich zu Lena auf den Rasen legt: „Lieber Rasen, dies ist ein rasender Entschluß.“ Um den taz-Wetterfrosch vor den HalunkInnen von Seite 2 zu bewahren, habe ich ihn mit auf eine rasende Reise durch das Internet genommen. Dort kriegt uns niemand, erst recht nicht diese Dummuser mit ihren Piktogrammen. Aber gibt es in den unergründlichen Tiefen des Web auch Dinge, die einen Frosch interessieren?

Kein Grund zur Panik: Die Internet-Orakel – Excite, Fireball, Lycos und wie sie alle heißen – vermelden Hunderte – ach, was sage ich –, Tausende von froschrelevanten Fundstellen. Das ist einfach zuviel, und so schränken wir die Suche ein wenig ein. Aber wie? Was der taz-Frosch in diesen harten Tagen braucht, ist einfühlsame Zuwendung. Also suchen wir nach den Schlagwörtern „Frosch“ und „Liebe“. Nicht in der „oder“-Variante, da müssen schon beide Begriffe vorkommen.

Volltreffer: Warum singt Stakka Bo über Frösche? Um uns eine Fabel ohne Happy-End und mit einer Moral nahezubringen. Eine Moral? Da sei drauf gequakt, die brauchen wir nicht. Dies ist, so scheint es, das Netz der Frösche. Und deshalb hüpfen wir weiter. Sofort landen wir bei den Märchen und Fabeln. Ungefähr so: Die beiden gingen zum Apfelbaum. Der Frosch sagte: „Was tun wir jetzt?“ Tom sagte: „Ich weiß nicht.“ Dann kam die Fee und sagte: „Sehr gut, meine Lieblinge!“ Das dritte Buch der Abderiten, mit Faust im Studierzimmer, das Catering- Zelt von „Caught in the Act“ – überall kommen Frösche und Liebe vor, und so langsam fühlen wir uns wie amerikanische Touristen auf einer Rundreise: See twentysix frogsites in twentyfour jumps! Wo war noch diese verfluchte Geschichte, in der die schöne Prinzessin den grottenhäßlichen Prinzen küßte und dieser sich alsdann in einen wunderschönen Frosch verwandelte? Ich weiß es nicht mehr, wir brauchen eine Pause. Flyburger gefällig? Mit Ketchup oder Mayo? Den nehmen wir natürlich im preisgekrönten Frogland, wo sich die Webmasterin selbst zum Frosch gemorpht hat. „Save our frogs“ sagt sie und will den taz- Frosch zum „Frosch des Monats“ küren und in der Galerie ausstellen. Das geht aber nicht, Frösche müssen wandern. Wenigstens hin und wieder. Auch zieht es sie, so sagt man, immer wieder an ihren Laichplatz zurück. Und das ist die Wahrheit. Dieter Grönling

dieter@taz.de

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