■ Daumenkino: Spawn
Gegen den Comic-Helden Spawn sind Batman, Superman, Spiderman und ihre Gegenspieler mittlerweile ganz arme Wichte. Zumindest was die Auflagenstärke anbetrifft: Obwohl erst 1992 von seinem Erfinder Todd McFarlane in die Welt gesetzt, steht Spawn in den Staaten an der Spitze der Comic-Bestseller.
Wie seine Konkurrenten ist auch Spawn ein Wanderer zwischen den Welten. Eine Figur, die sich diesmal weniger auf Erden als in der Hölle bewegt und die wie üblich nur schwer die Grenzen zwischen Gut und Böse ziehen kann. Die gute, alte und arg durchgekaute Geschichte also. Doch anders als Batman oder Superman besitzt Spawn überhaupt keine Erinnerung mehr an sein Vor- oder Zweitleben: Spawn weiß nicht einmal, warum er Spawn ist, und aus dieser sehr jenseitigen Identitätsproblematik bezieht der Comic einen Großteil seiner Spannung; eine Spannung, die dem Film von Mark A.Z. Dippe aber leider vollkommen abgeht.
Der erzählt zunächst, wie der Geheimagent Al Simmons (Michael Jay White) bei der Erfüllung seines letzten Auftrags heimtückisch in einen Hinterhalt gerät, in den ihn sein machtbesessener und größenwahnsinniger Vorgesetzter Wynn (Martin Sheen) gelockt hat. Simmons wird durch einen Flammenwerfer ins Jenseits befördert und mutiert dort zu Spawn, dem Zombie. In der Unterwelt, die übrigens gut auch einer Dickens-Verfilmung anstehen würde und mehr durch Elendsdarstellungen auffällt, als daß sie etwa Furcht einflößen könnte, schließt Spawn nun seinen Pakt mit dem Teufel, der zumeist in Gestalt seines Dieners Clown (John Leguizamo) auf den Plan tritt. Er darf nur zurück auf die Erde, wenn er die höllischen Heerscharen bei der Eroberung des Diesseits und der Vernichtung der Menschheit anführt. Was natürlich nicht schön ist und unendlich kompliziert, denn dort harren ja immer noch die Objekte der Begierde von Spawn, nämlich seine ehemalige Frau (Theresa Randle) und sein Kind.
Der Teufel, sein alter Widersacher Wynn und ein Ritter namens Cogliostro (Nicol Williamson), der seit 500 Jahren in der Unterwelt für das Gute kämpft, sollen fortan für Spawn die Entscheidungsfindung zusätzlich erschweren. Und so geht es im Sauseschritt hin und her zwischen Himmel und Hölle, so brennt die Luft mal oben, mal unten, so geht es wisch und weg, macht es knall und peng, dann und wann unterbrochen von einer Stimme aus dem Off, die die Handlung erläutert. Doch eigentlich ist von vornherein klar: Spawn will seine Talente einzig für das Gute einsetzen, für ihn gibt es nur den Weg von der Hölle in die Kleinfamilienhölle. Gerrit Bartels
„Spawn“. Regie: Mark A.Z. Dippe. Drehbuch: Alan McElroy. Mit Michael Jay White u.a., USA, 90 Min.
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