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AnalyseÖsterreichs Führer

■ Von rechts außen zur Mitte aalt sich FPÖ-Chef Jörg Haider Richtung Sieg

Unsere Sturm-und-Drang-Zeit ist vorbei. Wir haben uns auf die Leistung für dieses Land zu konzentrieren“, so sprach Jörg Haider in seiner Neujahrsrede 1997. Seit der Chef der österreichischen Rechtspartei FPÖ vor zehn Jahren die in Umfragen bei drei Prozent dahinvegetierende Gruppe übernahm, ist das einstige Sammelbecken deutschnationaler Veteranen von Erfolg zu Erfolg geeilt. Bei den Wahlen 1990 zählte man schon 16,6 Prozent, 1994 wurde mit 22,5 Prozent eine vermeintliche Schallgrenze durchstoßen. Nun bescheinigen Umfragen Haiders Mannen 27 Prozent – zwischen den regierenden Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP.

Mit der Verabschiedung des neuen Parteiprogramms am Donnerstag ist die Freiheitliche Partei Österreichs endgültig auf Kanzlerkurs eingeschwenkt. Auf einem außerordentlichen Parteitag in Linz wurden die deutschtümelnden Kanten des Programms durch ein geschmeidiges Österreich-Bekenntnis ersetzt. Auf Patriotismus und die Ängste der Landsleute setzt Haider auch bei seinem Volksbegehren zugunsten des Schillings und gegen den Euro.

Durch das vieldiskutierte Abgehen vom traditionell antiklerikalen Kurs der sich auf 1848 berufenden Liberalen versucht die Partei gleichzeitig, für die mehrheitlich katholische Landbevölkerung wählbar zu werden. Die Hinwendung zu einem „wehrhaften Christentum“, die Programmkoordinator Ewald Stadler ursprünglich hineinredigieren wollte, wurde zwar durch ein allgemeines Bekenntnis zu christlichen Werten ersetzt. Doch das Religionsverständnis der Freiheitlichen bleibt fremdenfeindlich. In seiner Parteitagsrede zog Haider ein Papst-Zitat heran, um das Gebot der Nächstenliebe auf die Inländer zu beschränken. Generalvikar Schüller protestierte gegen diese „Verdrehung des Papst-Wortes“.

Die FPÖ-Basis ist verwirrt. Sie hatte Haider zugejubelt, weil er auf SS-Veteranentreffen die Soldatentugend lobte und die Nächstenliebe predigenden Bischöfe herausforderte, „ihre Paläste und Klöster für Asylanten zu öffnen“. Den neuen Schwenk hat sie noch nicht nachvollzogen. Während Haider letzten Sommer bei einem Lehrgang für angehende Führungskräfte aus der Dritten Welt in Harvard das US-Verständnis von Freiheit und Demokratie büffelte, veröffentlichten enttäuschte Wegbegleiter einen politischen Nachruf unter dem Titel: „Jörg Haider – Patriot im Zwielicht?“. Von enttäuschten einheimischen Parteigängern bis zu Franz Schönhuber und Jean-Marie Le Pen ging das nationale Lager Europas auf Distanz. Haider hätte sich keine bessere Empfehlung für den Weg ins Kanzleramt wünschen können.

Von rechts attackiert, rückt Haider nun automatisch in die ideologische Mitte, wo die Mehrheit gemacht wird. Daß das neue Parteiprogramm stellenweise in eklatantem Widerspruch zu Haiders jüngstem ×uvre „Befreite Zukunft jenseits von links und rechts“ steht, kümmert den Parteichef wenig: „Ich hoffe, daß ich mich damit nicht völlig in Gegenstaz zu dem neuen Programm bringe“, kokettiert er. Aber das neue FPÖ-Programm heißt Haider. Und Haiders Programm ist der Marsch ins Bundeskanzleramt. Ralf Leonhard

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