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Verwöhnte abhängig Beschäftigte

■ betr.: „Das könnten auch bezahlte Kräfte“, taz vom 24.10. 97

Vielen Dank für das Interview mit Herrn Miegel. Es lohnt sich doch, die taz zu lesen.

Gleich verstehe ich die Zusammenhänge besser. Natürlich müssen die Reichen reicher werden, denn wie sollen sie sonst die „Dienstleister“ bezahlen, die die Kinder erziehen, ihnen das Frühstück machen, sie zur Schule fahren, von da abholen, ihnen Hausaufgabenhilfe geben, die Hunde Gassi führen, die Gäste bedienen, Geschirr spülen, Staub saugen, den Garten pflegen, die Autos warten und und und. Da sind die fünf Millionen Arbeitslosen schnell untergebracht. Unser großer und ewiger Kanzler hat das ganz richtig erkannt.

Natürlich ist es einsichtig, daß das Heer der „Dienstleister“ nicht so üppig bezahlt werden kann, wie die sich das einbilden. Miegel hat ganz recht: Diese verwöhnten abhängig Beschäftigten in der BRD haben noch nicht begriffen, daß die Zeiten sich geändert haben. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die Gewerkschafter einbildeten, mit den Arbeitgebern verhandeln zu können, als ob sie gleichauf wären. Das Rad der Geschichte hat sich gedreht. Wir kehren zurück in frühere Zeiten. Eins folgt aus dem andern: die Reichen reicher, die Armen ärmer, aber in Arbeit!

Richtig bemerkt Miegel, daß die Dienstleister in den USA besser an die entsprechenden Löhne gewöhnt sind. Bei ihnen ist eben die Skaverei – damals durfte man das noch so nennen – noch nicht so lange abgeschafft. Aber wir werden uns hier auch schon noch daran gewöhnen. Keine Frage, wir gehen HERRlichen Zeiten entgegen. Hans-Joachim Lemme,

Frankfurt/Main

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