: Futter für die Zeitungsrebellen
■ Jetzt kämpft der Freiburger David „Zeitung am Sonntag“ gleich gegen zwei Goliaths: Trotz des Springer-Verbots erschien das Blatt
Irgendwie muß es Springer selber mögen, das Bild vom bösen Großkonzern zwischendurch mal zu festigen. Da blasen ein paar motivierte Freiburger David-Journalisten zum Kampf gegen das Goliath-Monopolblatt Badische Zeitung (BZ), basteln für die Redaktion ihrer neuen Sonntagszeitung die Ikea-Regale gleich selber zusammen und schreiben feine Artikel über Astrid Lindgren und den SC Freiburg. Und kurz vor dem Start platzt Springer mit einem Bums in die südbadische Gründeridylle, um BamS und WamS zu retten, findet einen Richter, der die neue Zeitung am Sonntag tatsächlich verbietet, weil sie kostenlos ist, aber trotzdem wie eine Kaufzeitung aussieht und deshalb wettbewerbsverzerrend sein könnte.
Vergeblich: Die Freiburger Zeitungsenthusiasten klebten einfach einen roten Streifen mit dem Wort „Anzeigen“ über den Titelzug und ließen ihre Zeitung von einer Naturbettwaren-Firma präsentieren, weil das schließlich keine Kaufzeitung der Welt mache. Gleichzeitig pflegen die ZaSler ihr Rebellenimage zu pflegen, indem sie über das „Foulspiel von Springer“ bitterlich auf Seite 1 weinten und tapfer verkündeten: „Das stehen wir nun auch noch durch, aber hallo“.
Vor der morgigen mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht ist sich ZaS-Anwalt Wolfgang Schmid sicher, daß „die raffinierte und bösartig getimte“ Aktion letztlich scheitert, da sich Springer auf eine veraltete Rechtsprechung stütze. Er vermutete ein abgestimmtes Vorgehen des Großkonzerns und der BZ: „Es riecht danach.“ Springer-Sprecherin Edda Fels retour: „Das ist Unsinn.“ In Freiburg wiederum heißt es, zufällig vertrete dieselbe Anwaltskanzlei gleichzeitig Springer und die BZ. Falls das stimmt, bekäme letztere gleich noch etwas von Springers Böse-Buben-Charme ab und hätte bei der Gelegenheit auch noch was zum Erfolg der neuen Konkurrenz beigetragen. löw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen