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Begriffsbilder fremder Welten

■ Oumou Sangare – tönender Feminismus aus Mali

Wo das Eintreten für das Institut der treuen Ehe als Befreiungskampf gefeiert wird und frau gefährlich lebt, wenn sie eine unterwürfige Rolle in einer monogamen Beziehung als von Gott gewollten, glücklichsten Zustand für eine Frau besingt, dort herrschen andere Werte. Werte, die eine Interpretation solcher Texte von Mitteleuropa aus zum weichen Terrain werden lassen. In Mali, wo Oumou Sangare für ihren „Feminismus“ geliebt und attackiert wird, herrschen islamisch geprägte patriarchale Strukturen von der Familie bis zum Staat, in denen derartige Kompromißangebote (eine gute und treue Ehe mit einer braven Frau am Herd statt männerfixierte Polygamie) bereits radikale Vorschläge darstellen. Da mit der zunehmenden Verstädterung des Lebens in Afrika vielfach keineswegs eine Egalisierung der Rechte von Mann und Frau einhergegangen ist, kann der riesige Erfolg der Sängerin Oumou Sangare in Nordafrika erst einmal nur als Erfolg gewertet werden – auch wenn ihr Anliegen in Deutschland nur dezent aktualisierten katholischen Missionsreden gleichkäme.

Die souveräne Würde, mit der Oumou Sangare ihre meist langsamen Weisen vorträgt, die musikalisch in der Tradition der malischen Volksmusik und textlich in Begriffsbildern einer viktorianischen Gesellschaft fußt, läßt es gelegentlich zu, mit in ihr magisch melancholisches, gelegentlich euphorisches Wiegen einzufädeln.

Till Briegleb

10. Mai, Fabrik, 21 Uhr

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