: Grundlos erschreckt
■ Studie: Verdacht auf Brustkrebs in Bremen ist bei 97 Prozent der Frauen unbegründet
Im Bundesland Bremen werden nach einer Studie des Kölner Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zu viele Frauen bei der Brustkrebs-Früherkennung unnötig aufgeschreckt. Bei 97 Prozent der 1.252 Frauen, bei denen Ärzte 1994 Verdacht auf Brustkrebs äußerten, habe sich dieser als unbegründet erwiesen, berichtete „Radio Bremen“unter Berufung auf die bislang nicht veröffentlichte Studie. Der Geschäftsführer des Zentrums für medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung an der Universität Bremen, Heinz Otto Peitgen, bezeichnete die Zahlen als „schockierend“. Dieses Problem betreffe aber nicht nur Bremen, sondern ganz Deutschland.
Harmlose Veränderungen des Gewebes werden immer wieder als Krebs interpretiert, sagte der Radiologie-Professor Jürgen Freyschmidt anläßlich des 5. Bremer Krebskongresses am Wochenende. Solche Fehldiagnosen, die ganze Familien in Aufruhr versetzten, können nur reduziert werden, wenn der behandelnde Arzt sich mit Pathologen und Röntgenärzten abstimme und wenn die Informations-Wege kurz seien.
Durch ein System von Mammographie-Zentren ging in den Niederlanden die Todesrate aufgrund von Brustkrebs substantiell zurück, berichtete der holländische Radiologe Jan Hendriks. Etwa 670.000 Frauen ließen sich dort jährlich auf Brustkrebs untersuchen. Auch in Schweden und Großbritannien haben solche routinemäßigen Untersuchungen nach Angaben Peitgens zu einer Senkung der Sterblichkeits-Rate um 30 Prozent geführt. In Deutschland wird die Mammographie nur von Frauenärzten angeboten. Daher gehen hierzulande nach Angaben des Vorsitzenden der Bremer Krebsgesellschaft, Ernst-Heinrich Schmidt, nur etwa 35 Prozent der Frauen zur Mammographie. dpa
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