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Frühstück bei Tiffany

■ Claudia Hanfgarns erster Soloabend feierte Premiere im TiF

Eine Frau steht alleine auf der Bühne. Sie erzählt kurze Geschichten, die mit ihrem eigenen Leben zusammenhängen. Sie braucht dafür keine Worte. Sie spielt mit dem Körper, sie tanzt, schreitet, sitzt und liegt. Sie zeigt, was in einer Frau vorgeht, die in einer als fremd erfahrenen Stadt ankommt, was in einer Tänzerin vorgeht, die sich an den unberechenbaren Tücken der Bühne reibt, sie zeigt Augenblicke einer tiefen Lebenskrise, um schießlich furios ins Leben zurückzukehren: Eine Diva ist auferstanden, elegant wie Audrey Hepburn im „kleinen Schwarzen“von Coco Chanel.

Claudia Hanfgarn heißt die Profi-Tänzerin, die nach mehreren Jahren in der freien Tanztheaterszene Nordrhein-Westfalens in den Norden gezogen ist und jetzt gewagt hat, in Bremerhavens Fischereihafen-Theater (TiF) ihren ersten eigenen Soloabend zu präsentieren.

„Rück-Wärts“heißt ihr Programm, der Titel spielt mit den Bedeutungen ebenso wie die Tänzerin mit ihrem Körper. Sie steht mit dem Rücken zur Wand, sie wird mit dem Rücken nach unten gedrückt, sie kehrt dem Publikum den Rücken zu, aber dieser Rücken ist nicht nur Schutz und Abwehr, er wird in Hanfgarns sanft-(zer)fließenden Bewegungen allmählich zum Zeichen der Annäherung, er wird zum Zentrum einer erotischen Kraft.

In vier Stationen zeigt Hanfgarn unprätenziös die Geschichte einer Verwandlung. Aus der fast unbeweglichen Frau im schlichten langen Mantel mit dem schäbigen Koffer in der Hand wird die Tänzerin in Hemd und Hose, die zunächst nur scheitert: Mit tranceartig schweren Bewegungen kämpft sie vergeblich gegen Musik und Licht, bis sie sich geschlagen gibt.

Geschlagen, völlig am Boden, erscheint sie im dritten Bild, in dem sie den Kopf zwischen die Beine eines Stuhls steckt, eine Anspielung auf Silvia Plath? Danach schlagartig der Umschwung: Claudia Hanfgarn ist die Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“, sie ist vollkommene Eleganz, sie tänzelt auf die Bühne und kämpft klammheimlich mit den schrecklichen Pumps, das kurze Schwarze wird sittsam über die Knie gezogen, und alles ist total vergeblich.

Die Szene wird immer wilder, die Tänzerin windet sich in und aus ihrem Stoff wie eine Raupe. Wenn sie das hartnäckige Kleid endlich von sich geschmissen hat, geht sie schnellstens stolz und aufrecht von der Bühne.

Aus der Rückwärtsbewegung in den Vorwärtsgang. Chaplinesk und unerwartet leicht endet dieser Abend, der mit Pastelltönen der Seele begonnen hat und dem die gut abgestimmte Musik – u.a. Led Zeppelins „Friends“– wie angegossen sitzt. Hans Happel

Heute 12 Uhr u. 25.11., 20 Uhr im Bremerhavener Theater im Fischereihafen (TiF)

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