: Umweltfreundliche Wärme aus Holzresten
■ Die Verbrennung von Holzhackschnitzel ist in Baden-Württemberg im Kommen – dank eines Förderprogramms. Sie bietet Waldbesitzern ein Zubrot, Kleinstädten günstige Heizwärme
Freiburg (taz) – Eine historische Energiequelle erlebt in Süddeutschland ihre Renaissance: Das Holz kommt zurück. In Baden- Württemberg wurde in dieser Woche die 32. Holzhackschnitzel-Anlage des Landes in Betrieb genommen – vor zweieinhalb Jahren gab es gerade drei solcher Heizwerke.
Die jüngste Anlage steht in Efringen-Kirchen im Landkreis Lörrach, versorgt ein Schulzentrum, das Rathaus und weitere Gebäude mit Nahwärme. Der Kessel leistet 400 Kilowatt und liefert Strom zum Preis von 10,8 Pfennig pro Kilowattstunde – ein wirtschaftlicher Preis.
Der Brennstoff, daumengroße Hackschnitzel, wird von einem regionalen Unternehmen angeliefert. Zur Förderung der heimischen Forstwirtschaft hat sich die Stadt verpflichtet, mindestens 50 Prozent des Holzes aus dem örtlichen Forst zu beziehen, der Rest wird durch Sägerei-Abfälle gedeckt. „Das Geld für den Brennstoff bleibt somit im Land“, freut sich Hans-Martin Stübler, Leiter der Freiburger Forstdirektion. Und er ist überzeugt von der Methode: „Heute deckt Holz nur 0,3 Prozent des Energieverbrauchs im Land, fünf Prozent sind möglich.“
Die größte Anlage entsteht gerade in Müllheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 3.000 Kilowatt thermischer Leistung. Auch die Stromversorger haben die alte Energiequelle wiederentdeckt: An der Müllheimer Anlage ist das Badenwerk mit einem Drittel beteiligt.
Der baden-württembergische Hackschnitzel-Boom ist auch der landeseigenen Klimaschutz- und Energieagentur zu verdanken, die 1994 von den beiden SPD-Ministern Dieter Spöri (Wirtschaft) und Harald Schäfer (Umwelt) gegründet wurde. Sie förderte seither Holzhackschnitzel-Feuerungen mit sechs Millionen Mark, was Privatinvestitionen in Höhe von 72 Millionen Mark nach sich zog.
Das Thema Holzhackschnitzel ist auch ein Beleg für das Versagen der deutschen Energiepolitik. Weil Bonn die regenerativen Energien stets mißachtete, kommt die Technik heute aus der Schweiz, aus Österreich und Schweden.
Der breite Einsatz von Hackschnitzel-Feuerung brächte auch für den deutschen Holzmarkt willkommene Absatzchancen. Denn der Holzmarkt ist seit Jahren überschwemmt, die Preise sind durch Sturmschäden und Billigimporte ruinös gefallen. Weil es eine effektivere Unterstützung für die Forstwirtschaft kaum geben kann, fallen in vielen Gemeinden die Beschlüsse, eine Hackschnitzel-Anlage zu bauen, einstimmig. Und nicht zuletzt dient die Holzfeuerung der Umwelt: Sie ist weitgehend klimaneutral. Bernward Janzing
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