piwik no script img

Antworten auf Letzte Fragen

Warum schreiben manche Leute auf Postkarten parallel zur Adresse, andere aber im 90-Grad- Winkel zu ihr? (22.11.97)

Leute, die parallel zur Anschrift schreiben, haben den Leuten, denen sie schreiben, wirklich etwas zu sagen. Sprich, sie schreiben an ihre Freunde. Sie nutzen den kompletten freien Platz, schreiben in die Ecken der Adresse, umkurven sie elegant mit ihrer Schrift und finden auch im Nirgendwo neben der Briefmarke Platz für ein nettes PS.

Postkarten, die senkrecht zur Adresse beschrieben werden, sind dagegen ganz klar nur Pflichtkarten – Dankesschreiben für das unbrauchbare Geburtstagsgeschenk der reichen Erbtante, Pflichturlaubsgrüße und ähnliche traurige Fälle.Vroni Retzer, Bayreuth

Vor Jahren erzählte mir eine Freundin, daß Briefträger gar nicht anders könnten, als Postkarten zu lesen, wenn sie die Adresse betrachteten. Es sei schwer, dies zu vermeiden, wenn die Nachricht parallel zur Adresse geschrieben wäre. Ein paar Wörter erwische man immer. Seitdem schreibe auch ich immer im 90-Grad-Winkel und kann es mir einfach nicht mehr abgewöhnen. Ein Trugschluß ist, daß im Querformat mehr auf die Karte paßt.Nina Hafeneger, Frankfurt a.M.

*

Wie kommt die Paprika in die Olive? (15.11.97)

Es funktioniert nach dem Prinzip der Williams-Christbirne. Zur Diversifikation des Olivenexportes sind die Regionen Toscana und Ligurien seit 1971 verpflichtet, ihre Anbaugebiete im Verhältnis drei zu eins in Olivenhaine „S.P.“ (senza papricazione) und „C.P.“ (con papricazione) aufzuteilen. Letztere sind für die staatlichen Kontrolleure, aber auch für den Laien leicht am rötlichen Schimmer zu erkennen.

Im Augenblick ist eine patentrechtliche Milliardenklage des Christbirnen-Monopolunternehmens Tony Williams Inc. gegen den italienischen Staat anhängig. Spanien, Griechenland und Portugal sind davon nicht betroffen, da sie ein anderes Verfahren anwenden (Schießanlagen).Peter Schleuning, Bremen

*

Weshalb grüßen uns fremde Leute beim Spaziergang im Wald, Feld und Flur mit „Guten Tag“, in der Stadt aber nicht? (8.11.97)

Auf Alpenwanderungen heißt's meist nicht „Guten Tag“ („Tach“), sondern „Grüß Gott“ (bayrisch „Sgood“, norddeutsch „Scott“) oder schweizerisch „Gruezi“. Zunächst mal leuchtet es ein, daß man beim konsequenten Grußentbieten in der Stadt leicht irre werden könnte.

In nicht besiedelter Natur ist es möglich, den Gruß gezielt zu formulieren: eine mögliche Vorstufe zum persönlichen Kontakt. Tieferliegend treten jedoch Ängste ins Bild. Die unbewußte Angst des wortkargen Einsiedlers und des reizüberfluteten Städters vorm Kontakt mit Unbekannten ähneln sich. Ersterer wahrt stumm den Abstand wie ein wildes Tier, letzterer hält sich die anderen durch Ignorieren vom Leib.Reinhard Vanoni, Augsburg

*

Warum kann man sich selbst nicht kitzeln? (22.11.97)

Die durch Kitzeln ausgelöste Reaktionen sind Folgen von Antikörpern (IgKi), und deshalb reagieren wir nicht auf eigene Stimuli. Neuere (unveröffentlichte) Überlegungen (wie auch die meiner Frau) führten zu der Erkenntnis, daß die Kitzelreaktionen ursprünglich einen Angreifer verwirren und zur Aufgabe bringen sollten. Im gewöhnlichen Umgang miteinander wird der Kitzelreflexbogen desensibilisiert, mitunter fehlgeschaltet, dann kehrt sich das Lachen oft um und bleibt im Halse stecken.Otto Meyer, München

*

Was ist besser: größer zu sein oder kleiner? (22.11.97)

Kleiner natürlich, weil man nicht so auffällt. Da die meisten Dinge, die passieren, unangenehmer Natur sind, ist es für kleinere Menschen viel leichter, sich unauffällig zu verdrücken als für die Größeren, die bei jeder kleinen oder großen Katstrophe wie die Leuchttürme in der Gegend herumstehen und die Verantwortung zugeschoben bekommen! Will man als Kleinerer partout auffallen, kann man immer noch wahlweise auf der Straße eine Arie schmettern, als Blitzer herumflitzen oder mit dem Auto gegen einen Baum fahren.Anonym

Je nachdem! Ein Kleiner kann sich hinter einem Großen besser verstecken, kommt aber neben einem Großen besser zur Geltung.Gerd Neurath

*

Was ist ein schöner Fuß? (8.11.97)

Mein rechter Fuß, zum Beispiel, ist ein schöner Fuß. Mein linker war ursprünglich ebenfalls ein solcher, bis es mir mittels einer außerordentlich depperten Aktion gelang, ihn aus seiner natürlichen, schönen Verfassung zu bringen. Nun habe ich also nur noch einen schönen Fuß.Michael Utz, München

Zunächst sollte ein schöner Fuß nicht zu groß sein. Das muß nicht Schuhgröße 36 bedeuten, im Gegenteil, sehr kleine Füße wirken gedrungen und unproportioniert. Der Fuß darf weder extrem pummelig noch knochig sein. Die Zehen dürfen ruhig etwas runder, auf keinen Fall zu lang und fingerähnlich sein.

Der Spann sollte relativ hoch und sanft geschwungen sein. Selbstverständlich ist ein schöner Fuß unbehaart und wohlriechend, möglichst frei von Hornhaut. Ein schöner männlicher Fuß ist mir noch nicht begegnet.Nina Corda, Bremen

*

Warum vertauscht ein Spiegel rechts und links, aber nicht oben und unten? (15.11.97)

Die Spiegelung hat nicht generell die Vertauschung von links und rechts zur Folge, sondern allgemein eine Seitenvertauschung, und zwar immer senkrecht zur Spiegeloberfläche. Meine Zahnpastatube auf der Ablage unterm Rasierspiegel steht genauso links vom Deoroller, wie das Spiegelbild der Tube links vom Bild des Rollers steht. Wenn ich aber hinter das reale Körperpflegepaar ein Radio stelle, kann ich das virtuelle nicht mehr sehen. Das Bild des Radios steht davor. Die scheinbar generelle Vertauschung von links und rechts ist vielmehr psychologisch bedingt: Wenn wir uns im Spiegel sehen, identifizieren wir uns mit unserem Ebenbild und nehmen seine Perspektive ein, wenn wir über das Bild im Spiegel sprechen. Da aber die Blickrichtung unseres Gegenübers entgegengesetzt ist, drehen wir uns im Geiste halb um unsere senkrechte Körperachse und vertauschen dadurch (im Kopf!) links und rechts.

Daraus folgt, daß Spiegel sehr wohl oben und unten vertauschen können – wenn man sie auf den Fußboden legt. Dann wird die Zimmerdecke zum Boden einer Fallgrube, in die unsere armen Spiegelbilder fledermausgleich mit den Köpfen zuunterst hineinhängen.Christian Backe, Syke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen