Südamerika adé

■ Sybille Heins erstes kabarettistisches Soloprogramm in der SchlapplacHHalde

Die Requisiten auf der Bühne zeigen gleich, worum es Musikkabarettistin Sybille Hein in ihrem ersten Soloprogramm geht. Da liegt ein alter, ausgedienter Koffer mit ebenso alten, vergilbten Postkarten und Briefen. Vor einem Tisch mit brennenden Kerzen steht ein hölzernes Schaukelpferdchen und irgendwo liegt noch ein verschlissener Teddybär herum. Ganz persönliche Vergangenheitsbewältigung steht auf dem Programm, und dabei dürfen die lieben Eltern, Geschwister und auch die große Liebe Werner nicht geschont werden.

Unter dem Motto Um Gottes Willen Sybillen: „Mama geh' ... die Liebe kommt!“trägt Sybille Hein bissig-ironische Songs vor, begleitet von Jonas Landerscheer am Klavier und Jochen Schröter an Saxophon und Klarinette. Im „Einzelkind-Blues“erzählt sie mit ansteckender Euphorie von ihren Mordphantasien, nachdem ihre bösen Eltern die Schwester Jenny gezeugt haben. Ihren Freund Werner beschwört sie spöttisch „hab' mich doch ein bißchen gerner“und verspricht ihm, sich die blonden Haare schwarz zu färben und Samba tanzen zu lernen, wenn er sie nur mit nach Südamerika nimmt. Aber Werner geht ohne sie, und die beiden Musiker Jonas und Jochen umschwärmen Sybille zwar wie die fabelhaften Baker-Boys einst Michelle Pfeiffer, aber sie hegt nur mütterliche Gefühle für die unglücklich Verliebten.

Der Stoff, aus dem Sybille Heins Lieder sind, ist immer privat. Aus Enttäuschungen und Niederlagen geht sie zwar nicht immer als Siegerin hervor. Aber mit Witz, Charme und, wenn's sein muß, auch einer guten Portion Sarkasmus findet sie immer einen Ausweg. Die bluesig-jazzige Begleitung unterstützt Sybille Heins kraftvolle Stimme. Ihr wunderbar zynisches Lachen bleibt ihr manchmal selbst im Halse stecken. Und so ergeht es auch dem Publikum.

Joachim Dicks

heute sowie 5./6. Dezember, 20.30 Uhr, SchlapplacHHalde