piwik no script img

Russischer Flotten-Journalist verhaftet

■ Angeblich Atommüllplätze der russischen Flotte an Japan verraten

St. Petersburg (taz) – In Rußland steht offenbar ein neuer „Fall Nikitin“ an. Am vergangenen Sonntag wurde Grigorij Pasko, Kapitän bei der russischen Flotte auf dem Stillen Ozean, unter der Beschuldigung verhaftet, geheime Militärinformationen an den japanischen Geheimdienst verraten zu haben. Die Verhaftung geschah nach der Rückkehr Paskos von einer Reise nach Japan.

Pasko ist formal Flottenkapitän. Tatsächlich aber ist er Journalist bei der Kriegswacht, der Zeitung der russischen Flotte im Stillen Ozean. In dieser Eigenschaft hatte er nach Aussage seines Rechtsanwalts Oleg Kotljarow sich seit längerer Zeit mit der Versenkung von Atommüll der russischen Flotte im Stillen Ozean beschäftigt. Kotljarow: „Er war von seinen Vorgesetzten wiederholt aufgefordert worden aufzuhören, die schmutzige Wäsche der Flotte in aller Öffentlichkeit zu waschen.“ Sonst werde man reagieren.

Russische UmweltschützerInnen befürchten, daß diese Drohung jetzt verwirklicht wurde und Pasko ein ähnliches Verfahren droht wie dem ehemaligen U-Boot-Kapitän Aleksandr Nikitin. Nikitin hatte 1996 einen Bericht über die atomaren Gefahren der russischen Nordmeerflotte veröffentlicht. Danach war er des Hochverrats angeklagt worden und saß zehn Monate im Gefängnis. Das Verfahren gegen ihn ist noch nicht abgeschlossen.

Laut Paskos Rechtsanwalt hatte der russische Zoll bei der Ausreise Paskos nach Japan einige Papiere beschlagnahmt, die dieser bei sich hatte. Nachdem er trotzdem unbehelligt ausreisen konnte, wurde er bei der Wiedereinreise verhaftet und beschuldigt, die Papiere seien Geheimakten gewesen. Pasko hatte verschiedentlich Artikel zur Versenkung von Atommüll durch die russische Flotte veröffentlicht. 1993 hatte er ein russisches Schiff gefilmt, das illegal radioaktiven Abfall ins Meer leitete. Der Film war dann einer japanischen TV- Station zugespielt worden. Reinhard Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen