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American Pie„Communist bastard“

■ In der NHL werden Rassismen geahndet – nicht aber Verunglimpfungen der Europäer

And while Lennon read a book by Marx

Das einzige Schwarze im NHL- Eishockey ist die Scheibe. Das nordamerikanische Spitzeneishockey ist ein „weißer“ Sport geblieben, obwohl es schon drei Jahrzehnte her ist, daß die NHL von Kanada in die USA expandierte. Daß es nicht mehr als sechs Schwarze unter den rund 600 NHL-Profis gibt, wird der Liga schon lange als Rassismus angekreidet. Zum Politikum wird es, je mehr sich der NHL- Schwerpunkt geographisch in den Süden verschiebt. Gespielt wird inzwischen in Carolina, Florida, Los Angeles, Dallas, Phoenix, bald auch Atlanta und Houston: auf die schwarze Bevölkerungsgruppe als ökonomischen Faktor kann man hier nicht verzichten.

So ist es kein Zufall, daß die Eishockey-Oberen erstmals auf ein rassistisches Schimpfwort reagierten, als Chris Simon von den Washington Capitals, selbst indianischer Abstammung, seinen Gegenspieler Mike Grier von den Edmonton Oilers „Nigger“ schimpfte. Das kostete ihn eine Sperre von drei Spielen. Von „ganz oben“ ist laut Sean Brenner, Herausgeber der Fachzeitschrift Team Marketing Rapport, der Anstoß gekommen: „So was gibt ganz klar negative Effekte, wenn man ernsthaft Eishockeyklubs im Süden der USA etablieren will.“

Angesichts des Aufsehens regen sich nun Stimmen, die auch andere gängige Beleidigungsvarianten auf dem Eis thematisieren. „Was gibt es eigentlich für große Unterschiede zwischen rassistischer und ethnischer Diskriminierung?“ fragte Toronto- Manager Mike Smith kühn. Die 32 NHL-Schweden mögen noch so gut spielen, „chicken Swede“ ist die gängige Standardformel für sie. Was sie noch privilegiert im Vergleich zu den russischen Cracks, die ständig „fucking Russian“ oder „communist bastard“ zu hören bekommen. Kein Schiedsrichter, der bislang auf das, was selbst auf der Zuschauertribüne deutlich gehört wurde, reagiert hätte.

In der NHL darf man getrost davon ausgehen, daß es der Liga im Prinzip herzlich egal ist, was sich die Spieler an den Kopf werfen – solange es dabei kein Geld zu verlieren gibt. Reinhard Wolff

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