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Malawis Pharao

■ Exdiktator Banda bekommt ein feierliches Staatsbegräbnis. Zehntausende trauern

Berlin (taz) – Nur ein toter Diktator ist ein guter Diktator. So etwas müssen sich wohl die Malawier gedacht haben, die in den letzten Tagen in der Stadt Blantyre zu Zehntausenden Schlange standen, um die aus Südafrika zurückgeführte Leiche ihres Expräsidenten Kamuzu Hastings Banda zu begutachten. Zu Lebzeiten hatte sich der Staatschef regelmäßig für unsterblich erklärt, um seine Landsleute zu beeindrucken – und er wurde ja auch unglaublich alt. Als letzte Woche die Nachricht kam, Banda sei im Alter von fast 100 Jahren in Südafrika gestorben, glaubten viele Leute es nicht. Viele der Menschen, die Banda jetzt die letzte Ehre erweisen wollten, erklärten fragenden Journalisten, sie wollten sich vergewissern, daß der gefürchtete Despot auch wirklich tot sei. Zehn Stunden drängelten sich die Massen vor dem Chichiri- Konferenzzentrum in Blantyre; mit Peitschen, Knüppeln und Hunden drängte die Polizei sie stundenlang zurück. Mindestens ein Dutzend Menschen wurden schwer verletzt. „Wunderschöne Gesänge der Chöre von St. Michael und den Engeln, dem Chor der Frauengilde und der Polizeikapelle verliehen dem Ereignis einen feierlichen Charakter“, heißt es dazu in einem Bericht.

Gestern erhielt der malawische Exdiktator dann ein Staatsbegräbnis, wie es gestürzte Gewaltherrscher nur selten genießen. Als Gründer der Nation solle Banda im Gedächtnis bleiben, sagte der jetzige Präsident Bakili Muluzi. Aufgebahrt war Banda in seinem prächtigen Palast in der Hauptstadt Lilongwe, den er kurz vor seiner Abwahl 1994 für 100 Millionen Dollar hatte bauen lassen und in dem sein Nachfolger Muluzi sich zu residieren weigert. Bestattet wurde Banda in einem Sonderfriedhof für malawische Präsidenten – also für ihn allein – in einem bronzenen Sarg mit Goldverzierung zum Preis von 40.000 Dollar. Der Sarg soll 100 Jahre lang keine Rostflecken kriegen, und der Leichnam ist einbalsamiert, als wäre Banda ein Pharao. D.J.

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