Das Stück vom Tod

■ Kindertheater der ziemlich ernsten Art: „Blaues Haus mit roten Backen“und Seemann mit Schnaps im Schnürschuh-Theater

„Psch psch. Ühü ühü.“„Wääh.“„Psch psch. Ühü ühü.“Buääh.“Sonnenklar. Eine schrille Oma in rosa Socken und Tigerdress spritzt Spüli auf Fenster und wienert sie quietschend sauber, ein kleines verschmutztes Kind sitzt auf dem Boden, brüllt wie blöd und wirft mit Sand. Typisch Kindertheater, denkt bei diesem Anblick der altkluge Erwachsene.

Denkste! Staffan Göthes Stück „Blaues Haus mit roten Backen“ist zwar gedacht für Kinder von 8-12 Jahren. Doch das, was sich da über 90 Minuten im Schnürschuh-Theater ereignet, hat trotz schräger Großmütter und putziger Enkelkinder nur wenig mit klassischen Kinderspaßinszenierungen zu tun.

Do (Claudia Strauß) besucht ihre Oma (Karin Uthoff). Nicht ganz freiwillig, denn zu Hause ist sie unerwünscht. Ihre Mutter erwartet ein Kind, und Do stört dabei. Abgeschoben. Verständlich, daß Do traurig ist. Zumal sie ihren Opa vermißt, der vor einiger Zeit gestorben ist. Die Großmutter verdrängt ihren Schmerz, amüsiert sich stattdessen mit dem ekligen, paranoid-faschistoiden Nachbarn, gegen den Ekel Alfred wirkt wie Mutter Teresa. Oder mit dem Seemann Hasse Möljemo (beide gespielt von Uwe Seidel), der sich ständig Klare hinter den Klebebart gießt und Angebergeschichten von sich gibt. Grausame, harte Erwachsenenwelt, der sich Do entzieht. Tagsüber in ihr blaues Phantasiehaus mit den roten Backen, in dem ihr der Großvater begegnet, nachts in Angstträume, die am Morgen gelbe Flecken im Laken hinterlassen.

Eine sentimentale Geschichte über Leben und Tod, Trauer und Sprachlosigkeit zwischen Kindern und Erwachsenen, die die Regisseurin Maria von Bismarck inszeniert hat. Aber trotz des plakativen Bühnenbildes – links ist die wundersame Welt Dos, rechts das Plastikambiente der Großen – erreicht die Geschichte nur selten ihre ZuseherInnen. Zu kompliziert ist der Erzählstrang aufgebaut, zu verworren werden die verschiedenen Handlungsebenen miteinander verstrickt, zu unentschlossen pendelt das Stück zwichen Ernst und Klamauk. Aber wer weiß: Vielleicht verstehen Kinder mehr, viel mehr, als altkluge Kritiker glauben. zott

Die nächsten Aufführungen : 8.-12. u. 16.-18. Dezember um 11 Uhr; 14. Dezember um 16 Uhr