Kommentar: Bluten und schinden
■ Die Stadt liegt auf dem Grabbeltisch
Buten und binnen, wagen und winnen – hieß es früher in Bremen als noch die Kaufmannschaft die reiche Stadt regierte. Die Politiker der großen Koalition haben diesen Spruch längst umgemünzt: „Bluten und schinden, den Schein wahren und sich winden“. Sie kommen weder vor noch zurück. Anstatt die Güter Bremens so zu verwalten, daß sie Gewinn abwerfen, verkaufen sie Stück für Stück die Stadt. Gewoba, Stadtwerke, Bremer Entsorgungsbetriebe, die Landesbank und wertvolle Immobilien liegen auf dem Grabbeltisch. Ein Ausverkauf, der fatale Folgen haben könnte: Wenn Bremen als Bundesland abgeschafft werden sollte, hätte die einst so reiche Stadt Bremen nichts mehr und wäre bettelarm.
Doch davon wollen die Politiker von CDU und SPD nichts hören. Sie reden lieber über unendliche Sanierungs-Milliarden aus Bonn, und mogeln sich um die Frage herum, was das Investitions-Sonderprogramm tatsächlich an Wirtschaftskraft für Bremen bringt. So haben sie sich beispielsweise bei keinem der sogenannten Großprojekte wie Ocean- oder Space-Park, dem Hemelinger Tunnel oder den Messehallen, genau ausrechnen lassen, was sie einbringen könnten. Wer nach einer soliden Kosten-Nutzen-Rechnung fragt, wird mit diffusen „input-output-Kennzahlen“abgespeist. Das ist keine Zukunftsgestaltung. Das ist „bluten lassen und schinden, den Schein wahren und sich winden.“ Kerstin Schneider
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