: Ein „Negawatt“-Kraftwerk für Freiburg
■ Wie Privatinvestoren einer Schule zur Energieeinsparung verhelfen sollen. Öko-Institut startet Pilot-Projekt
Freiburg (taz) – Das Öko-Institut plant in Freiburg die bundesweit erste Gründung einer „Negawatt AG“. Das Projekt soll folgendermaßen ablaufen: Bürger der Region investieren Geld, damit in einer Gesamtschule in Freiburg der Energieverbrauch gesenkt werden kann. Damit sinken die Energiekosten, und die Stadt Freiburg als Schulträger schüttet das gesparte Geld in den folgenden Jahren an die Investoren aus. Sobald die Investitionen nach fünf bis acht Jahren abgezahlt sind, kommen die weiteren Einsparungen der Stadt zugute. Das Projekt ist für alle Seiten attraktiv: Die Geldgeber erhalten eine gute Rendite, die Stadt profitiert nach Ablauf des Projekts von reduzierten Energiekosten, und die Umwelt wird durch geringeren Energieverbrauch entlastet.
In Freiburg wurde die Staudinger-Schule für das Pilotprojekt gewählt, weil dort nach Erkenntnissen des Öko-Instituts erhebliche Einsparpotentiale offenkundig sind: Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch können deutlich reduziert werden.
Die Investitionskosten werden sich nach ersten Schätzungen auf rund eine halbe Million Mark belaufen und sollen von 100 bis 200 Gesellschaftern aufgebracht werden. Damit könnte unter anderem die Heizungsanlage modernisiert, die Lüftung optimiert und könnten die Außenwände besser gedämmt werden. Dieter Seifried, Projektbetreuer am Öko-Institut, rechnet nach einer ersten Abschätzung mit möglichen Energieeinsparungen von 20 bis 50 Prozent.
Im Moment verhandeln das Öko-Institut und das ebenso beteiligte Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) noch mit der Stadt Freiburg. Doch es ist kaum vorstellbar, daß die Stadt sich dieses Angebot entgehen lassen könnte: Alle anfallenden Kosten für die Vorarbeiten werden von den Instituten getragen, auch ein Risiko trägt die Stadt nicht.
Für das Öko-Institut ist dieses Projekt auch aus wissenschaftlicher Sicht interessant. Denn in seinen Energiekonzepten rechnet das Institut den Auftraggebern immer wieder vor, welche Einsparpotentiale wirtschaftlich erschließbar sind. Immer wieder kommen die Energieexperten dabei zu der Erkenntnis, daß selbst sehr attraktive Einsparmaßnahmen nicht umgesetzt werden. Nun tritt das Institut an, die Wirtschaftlichkeit des Energiesparens in der Praxis zu beweisen. Bernward Janzing
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen