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Hatten die HSV-Profis beim 1:2 in Bielefeld Sehnsucht nach Uwe?

Es geisterte auf der Alm. Jörg Bode, einst selbst bei den Hamburgern, spürte ein „besonderes Gefühl“, nachdem er das entscheidende Tor für die Arminen erzielt hatte. HSV-Coach Benno Möhlmann (“Wir sind ausgeschieden, das tut weh!“), für viele nur noch dank der Patronage von Präsident Ronald Wulff im Amt, verstand seine Mannschaft ein weiteres Mal nicht.

Denn die hat sich davon verabschiedet, des Schicksals Gunst über sportliche Bemühung zu erlangen. Gnade ist es, nicht Lohn, was die HSV-Profis erhoffen. Und da heißt es: Uwe Seeler so lange leiden lassen, bis er endlich die Präsidentschaft übernimmt. Doch weder die Niederlage in München noch der verspielte Zwei-Tore-Vorsprung gegen Bremen hatten Seelers Herz zu mehr gerührt, als seine Entscheidung für heute anzukündigen.

Immerhin, ein Termin, nach dem man sich richten konnte. 18.500 Zuschauer erschienen am Sonnabend auf der Bielefelder Alm, um das vermeintlich letzte seelerlose Spiel des Stellinger Sportvereins zu begutachten. Und damit die norddeutsche Lichtgestalt gar nicht erst in Zweifel verfiele, es ginge auch ohne sie, ließ der HSV die Arminia gewähren. Ronald Maul traf in der 48. Minute zum 1:0. Christian Claaßen, vor wenigen Monaten noch für den SV Wilhelmshaven am Ball, war noch zu unvertraut mit der spezifischen Psychologie der Rothosen, um in der 58. Minute neben das Tor zu köpfen, und traf zum 1:1. Alldieweil – ganze 240 Sekunden schwankten die Hamburger zwischen Ehrgeiz und Demut, ehe sie sich für letztere entschieden: Libero Petr Hubtchev spielte nach 62 Minuten den erlösenden Fehlpaß, welchen besagter Bode zum Siegtreffer verwertete.

Optimale Voraussetzungen für Seelers Antrittsverkündigung. Nur eines irritiert: Hart und unerbittlich, wie seine Zeit noch war, hatte Seeler am Freitag, bei der Ankündigung seines Wortes für Montag, gefordert, der HSV solle „erstmal sehen, daß er sein Pokalspiel gewinnt.“ Nicht, daß die Spieler ihn am Ende doch falsch vernommen haben. Folke Havekost

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