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Widersprüche bleiben bestehen

■ PUA „Polizei“: Gegenüberstellung fand nicht statt

Als Tag der „Gegenüberstellung“ war der Parlamentarische Untersuchungsausschuß (PUA) „Polizei“ am Freitag abend geplant. Hintergrund: Bei den ersten Vernehmungen war es zu gravierenden Widersprüchen gekommen.

Zunächst im Zeugenstand: der sozialwissenschaftliche Mitarbeiter im Präsidialstab Rüdiger Bredthauer und Ex-Kirchenallee-Vize-Revierleiter Günther Ebel. Bredthauer hatte Ebel Ende 1993 aufgesucht, nachdem ihn Konfliktrainer der Polizeischule über Vorwürfe von PolizeischülerInnen informiert hatten, denen bei Praktika „faschistoide und frauenverachtende Tendenzen“ in der Wache aufgefallen waren. So sollen Beamte Schwarzafrikaner mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen, sie mit Desinfektionsprays benebelt und ihnen als Brechmittel Salzlösung eingeflößt haben.

Dabei sei auch über Personen gesprochen worden, besonders über den Beamten Christoph St. Bredthauer: „Der Name war uns seit Jahren bekannt, er ist aber nie überführt worden.“ Im Gespräch soll Ebel ihm anvertraut haben, daß Christoph St. Sprüche klopfe wie: „Ich brauch' erst ein paar Afrikaner, um warm zu werden.“

Ebel bestritt diese Darstellung erneut: „Ich wurde nur gefragt: ,Kannst du dir vorstellen, daß es bei der Hamburger Polizei zu Scheinhinrichtungen gekommen ist?'“ Dies habe er „verneint“ und für seine Wache „ausgeschlossen“: „Über Namen ist nicht gesprochen worden“, beteuerte Ebel. Trotz dieses offenkundigen Widerspruchs lehnten die PUA-Mitglieder von GAL und SPD eine direkte Gegenüberstellung im Saal ab.

Erneut mußten auch der Ex-Direktion-Mitte-Chef Richard Peters und Polizeiskandal-Kronzeuge Uwe Crobok erscheinen. Peters verweigerte nunmehr die Aussage. Bei seiner ersten kreuzverhörähnlichen Vernehmung war er anschließend in der Rathausdiele zusammengebrochen. Damals hatte er behauptet, nur „sehr vage“ von Crobok informiert worden zu sein. Crobok hingegen blieb bei seiner Darstellung, Peters 1994 „umfassend“ über die konkreten Straftaten berichtet zu haben: „Ich bin mir sicher, daß wir über das Verabreichen von Brechmitteln gesprochen haben.“ Kai von Appen

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