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Allergie durch verdorbenes Schampoo

■ Die Tenside aus Kosmetika, Wasch- und Spülmitteln wandeln sich beim Kontakt mit Sauerstoff in allergieauslösende Formaldehyde um

Stockholm (taz) – Eine unbekannte Anzahl von Kosmetika, Wasch- und Spülmitteln, die als umweltfreundlich deklariert werden oder gar direkt als „ungefährlich“ für AllergikerInnen, können in Wirklichkeit hohe Mengen von allergie- und ekzemverursachendem Formaldehyd enthalten. Diese Alarmmeldung kommt aus dem staatlichen Forschungsinstitut für Arbeitsumwelt in Stockholm.

„Wir dachten erst, die Hersteller hätten bei der Deklaration geschummelt oder heimlich Formaldehyd zugesetzt“, berichtet die Chemikerin Ann-Therese Karlberg: „Wir haben Formaldehyd weit über der EU-Grenze für Deklarationspflicht gefunden, ohne daß den Herstellern das bewußt gewesen wäre.“

Der Grund: Formaldehyd entsteht im Laufe der Zeit. Tenside, deren Zweck es ist, Fette zu lösen und fein zu verteilen, sind die Urheber. Diese Tenside beginnen sich in Formaldehyd zu verwandeln, sobald sie mit dem Sauerstoff der Luft in Kontakt kommen. Die Konzentration steigt mit jedem Tag, den das Produkt gelagert wird. Nach 10 bis 14 Monaten fanden die ForscherInnen des schwedischen Instituts in nahezu allen getesteten Produkten einen Formaldehydanteil von 0,05 Prozent – der von der EU gesetzte Deklarationsgrenzwert für kosmetische Produkte. Schon bei der Hälfte dieses Grenzwerts reagieren formaldehydallergische Personen. Wurden die in Wasch- und Spülmitteln enthaltenen Tenside direkt untersucht, fand man darin nach nur acht Monaten gar Formaldehydkonzentrationen von 3.000 ppm oder 0,3 Prozent.

„Das sind Konzentrationen mit extrem hohem Risiko für die Entstehung von Hautallergien“, so Ann-Therese Karlberg, „vor allem wenn man an Personen denkt, die bei der Herstellung und Verarbeitung im direkten Kontakt mit dieser bislang als ungefährlich eingeschätzten Rohware stehen.“ Ein Großteil der Hautprobleme, unter dem Reinigungs- und Friseurpersonal zu leiden hätten, könnten auf die jetzige Entdeckung dieses Tensid-Formaldehydzusammenhangs zurückgeführt werden, ergänzt Karlberg.

Der Tensidanteil in gewöhnlichen Waschmitteln liegt zwischen 10 und 30 Prozent. In der EU werden laut Karlberg jährlich 300.000 Tonnen des Tensidtyps hergestellt, bei dem man jetzt den Formaldehyd-Umwandlungsprozeß nachweisen konnte: es gilt als besonders hautfreundlich und wird daher seit einiger Zeit anderen Sorten vorgezogen. Eine mögliche erste Reaktion auf die Entdeckung wäre die Einführung eines „Haltbarkeitsdatums“ bei Kosmetika und Waschmitteln, da diese wie verderbliche Waren behandelt werden müßten. Reinhard Wolff

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