piwik no script img

„Erfolgsstory Mypegasus“

■ Abschlußbericht des Arbeitssenators: „Nur“1.400 Vulkanesen arbeitslos / „Rolladen-Konkurs wäre Desaster gewesen

Der Vulkan-Konkurs war ein Desaster, Mypegasus eine Erfolgsstory. Dieses Fazit zog gestern Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) zum Abschluß der Beschäftigungsgesellschaft Ende September. Demnach sind von den ehemals 4.360 Werft-Beschäftigten in Bremen und Bremerhaven 2.960 der Arbeitslosigkeit entgangen.

1.275 Menschen haben Jobs außerhalb der Werften-Industrie gefunden oder sind in den vorgezogenen Ruhestand gegangen. Bei der Schichau-Seebeck-Werft (SSW) sind etwa 800 Arbeiter weiter beschäftigt, 430 bei der Lloyd-Werft. 48 Ex-Vulkanesen haben sich selbständig gemacht. Wo die übrigen, die nicht arbeitslos gemeldet sind, verblieben sind, vermochte Beckmeyer derzeit noch nicht zu sagen.

Allerdings sind die Arbeitsplätze bei SSW nicht sicher, die Werft ist im Konkursverfahren. Dennoch wird SSW von dem Costa-II-Auftrag für die Lloyd-Werft profitieren, die damit das Vergleichsverfahren beenden konnte.

Die Mypegasus-Gesamtkosten betragen 58,2 Millionen Mark. 139 Qualifizierungsmaßnahmen mit 2.078 Kurzarbeitern wurden durchgeführt. Von den Kosten übernehmen Niedersachsen und die Bundesanstalt für Arbeit jeweils etwa zehn Millionen Mark. Aus der Konkursmasse stammen sechs Millionen Mark. Bremen muß 31,9 Millionen Mark zahlen.

Stolz war Beckmeyer vor allem darüber, daß ein „Rolladen-Konkurs“verhindert werden konnte. „Dann wären alle 4.360 Beschäftigten auf einmal arbeitslos geworden“, orakelte er. Durch die Beschäftigungsgesellschaft konnten dagegen Aufträge im Wert von einer Milliarde Mark gerettet und damit Finanzrisiken für das Land vermindert werden, so der Arbeitssenator. Davon wurden allerdings die meisten nicht kostendeckend verkauft. „Das entspricht dennoch Bruttolöhnen von 160 Millionen Mark, die eine enorme Kaufkraft für die Region bedeuten.“Man dürfe aber nicht vergessen, so Beckmeyer, daß die Arbeitslosen-Quote in Bremen-Nord um 1,4 Prozent hochgeschnellt sei.

Auf die schriftliche Urteilsbegründung des Landesarbeitsgerichtes (LAG) zu der rechtswidrigen Kündigung von zehn SSWlern wartet Beckmeyer zur Zeit übrigens noch. Wie berichtet, hatten sich die zehn geweigert, zugunsten eines Mypegasus-Vertrages freiwillig zu kündigen. Da der Konkursverwalter nur noch Leiharbeiter aus Mypegasus beschäftigen wollte, hatte er ihnen gekündigt – was allerdings vom Arbeitsgericht als rechtswidrig aufgehoben wurde. Beckmeyerd azu: Ohne die große Solidarität der Gewerkschaften und der Betriebsräte hätte es überhaupt keine Auffanglösung gegeben, sondern ein Desaster. Jeti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen