Marmor Stein und Eisen Brecht: Wie der Ochs arbeitet
■ Ein Wortmeldung zum 100. Geburtstag
Wenn ich den Namen Bertolt Brecht höre, denke ich an Augsburg. Und wenn ich Augsburg höre, denke ich an die Augsburger Puppenkiste, an Kater Mikesch und den kleinen dicken Ritter. Ich denke auch an Helmut Haller, an Bologna und Juventus Turin, an den blonden Engel Bernd (Schuster) und an den schwarzhaarigen Schriftsteller Franz Dobler, also alles Leute mit hoher Spielkultur. Das Mäcki-Messer-Lied hat meine Frau den Kindern oft zum Einschlafen gesungen, das Gedicht „Die Liebenden“ klebte auf meinem Jugendzimmerschrank. Auch heute hängt ein Gedicht bei mir zu Hause an der Wand, neben dem Telefon. Es ist nicht von Bertolt Brecht, dem man ja vorwirft, nicht wie ein Ochse gearbeitet zu haben, sondern von einem polnischen Dichter, dessen Namen ich leider nicht weiß: „Ars
Sieh scharf ins Morgen,
Doch prophezeie nichts,
Überlaß das den Quacksalbern.
Wiederzugeben, was ist, ist schwer.
Ich schreibe Gedichte langsam,
Arbeite wie ein Ochs,
Gelassen
Wie Regentropfen vom Dach.
Die Zeit hat immer Zeit.
Und die Welt ist wie die Welt.
Du schaffst nichts Neues
Auf der Suche nach Neuem.“
(Nachlaß) Funny van Dannen (Lieder-
macher, Künstler und Dichter)
wird fortgesetzt
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