: Exregierungschef Gies unter Stasi-Verdacht
■ Der ehemalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Gerd Gies, bestreitet die Vorwürfe
Magdeburg (epd/dpa/taz) – Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Gerd Gies (CDU), soll zu DDR-Zeiten Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) gewesen sein. Einen entsprechenden Verdacht habe eine in Stendal lebende DDR-Bürgerrechtlerin nach Durchsicht ihrer 17.000 Seiten umfassenden Opferakten geäußert, berichtete die Magdeburger Volksstimme am Wochenende. Danach soll der 54jährige Gies, der von 1981 bis 1990 als Tierarzt in Stendal tätig war, als einer von 60 Stasi-Spitzeln auf sie angesetzt gewesen sein, heißt es in dem Blatt. Gies hat die Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen. „Ich war nie IM und habe auch keine Berichte gegeben“, sagte er. „Ich weiß noch nicht einmal, um welche Frau es sich handelt. Mit mir hat keiner gesprochen.“
Gies gehört dem Magdeburger Landtag seit der ersten Legislaturperiode an. Ende Oktober 1990 war Gies als erster Regierungschef in Sachsen-Anhalt vereidigt worden. Nach achtmonatiger Amtszeit mußte er auf Druck seiner eigenen Fraktion zurücktreten, die ihm vorgeworfen hatte, er habe Abgeordnete seiner Partei mit dem Verdacht angeblicher Stasi-Mitarbeit zum Rücktritt zu nötigen versucht. Ein Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft wegen Nötigung eines Verfassungsorgans war 1992 eingestellt worden.
Gies' Angaben zufolge prüft die CDU-Fraktion nun juristische Schritte gegen die Frau sowie die Zeitung. Außerdem wolle er sich als Person mit einem Anwalt konsultieren. „Es handelt sich um eine unglaubliche Verleumdungskampagne“, sagte Gies.
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